Monday, November 2, 2015

Sadness

Eigentlich wollte ich als naechstes einen lustigen Post ueber unseren Halloween-Ausflug schreiben. Kommt auch noch, versprochen.

Aber gestern hat uns eine Kleinigkeit so gruendlich den Tag kaputt gemacht, dass ich darueber heute kurz schreibe.

Halloween ist vorbei und damit hat gestern das grosse Weihnachtswettrennen angefangen. Alles wird/ist weihnachtlich dekoriert, dabei haben wir hier in England zwischen 15 und 22 Grad - waermer als in Rom zur Zeit...

Und wir mussten Einkaufen in den Supermarkt. Kaufe da eigentlich nicht gerne ein - mag eher das kleine individuelle Einkaufen. Aber manchmal geht es eben nicht anders.

Also das Rudel in den Bus verfrachtet und ab ging's. Fuer Sonntag war es dann doch recht voll im Supermarkt aber wir sind gut durchgekommen. Auch hier im lokalen grossen Sainsburys ist schon voll auf Weihnachten umgeschaltet.

And der Kasse haben die sich eine nette Kleinigkeit fuer die Kids ueberlegt und jedes Kind bekommt einen kleinen Schoko-Weihnachtsmann. Klar soll das auf Weihnachten einstimmen und zum fruehen Weihnachtskaufen verfuehren, ich fand's trotzdem schoen.

Die Kinder auch zumindest fast alle. Ausser Nummer 7. Der hat da noch keinen Nerv dafuer.

Und Nummer 4.

Nummer 4 nimmt den Schokomann und knallt ihn quer durch den Supermarkt, ueber 3 Regale hinweg.

"I HATE CHRISTMAS! MAMI DIED AT CHRISTMAS" hat er so laut er konnte gebruellt und ist weinend zusammengebrochen.

Ich bin natuerlich sofort zu ihm und hab ihn auf den Arm genommen. Mir liefen die Traenen runter.

Absolute Stille ringsum. Keine Kasse piept, kein Mensch sagt etwas. Ich schau mich um. Meine Kids stehen alle in Traenen.

Ein paar Leuten um uns rum laufen auch vereinzelte Traenen aus den Augen, wir werden angestarrt.

So langsam verfliegt die Schockstarre, die Leute widmen sich wieder ihren Taetigkeiten. Nummer 1 kommt wieder zu sich und animiert die anderen Kids, die Sachen einzupacken.

Ich kuemmere mich um Nummer 4, der einfach nur noch still weint. Er war seit IHREM Unfall nicht ansprechbar zu dem Thema. Er wollte nix hoeren und nix dazu sagen. Er hat einfach schweigend getrauert. Jetzt ist alles aus ihm herausgebrochen.

Ich hab dann schnell gezahlt - die Kassiererin stand zum Glueck noch unter Schock und hat das einzig richtige gemacht: nix gesagt. Und wir sind raus und in unseren Bus. Mir graut vor Weihnachten.

Spaeter hab ich mir Nummer 4 vorgenommen - ich hab lange und ausfuehlich mit ihm ueber Mami gesprochen, von ihr erzaehlt, von seiner Geburt erzaehlt und ihm ihren Tod erklaert. Er hat viel gefragt. Und er hat so sehr geweint und gesagt, dass er Mami so sehr vermisst.

Er ist doch noch so klein - wird 5 im Januar. Wie soll er sowas verarbeiten? Wie soll er mit sowas leben? Aber immerhin spricht er jetzt darueber, vielleicht ist das ein gutes Zeichen.

Mir laufen beim Schreiben die Traenen wie ein Bach, kann kaum noch was sehen.

Ich muss mir was fuer Weihnachten einfallen lassen...

Wednesday, October 28, 2015

Models

Beziehungen schaden nur dem, der keine hat - heisst es doch so schoen. Mit ein paar Beziehungstricks werden meine beiden grossen Maedels vielleicht bald eine kleine Model-Karriere starten.

Dazu gleich mehr - hier ein kurzer Update, was zwischenzeitlich war.

Ich war eine Woche im Krankenhaus, nachdem sich meine Kettensaegenverletzung sehr verschlimmert hatte. Ich erspare hier die ekligen Details, nur so viel: Ich lebe noch, Bein ist noch dran, ich bin wieder zuhause und kann schon wieder mit Kruecken laufen.

Schwiegermama war da und hat den Laden geschmissen - mehr oder weniger.

Nummer 6 ist 2 geworden als ich im KH war. Kleine Party zuhause und im KH - nix besonderes.

Nummer 7 krabbelt nun in der ganzen Wohnung rum und man faellt dauernd ueber ihn. Besonders unangenehm, wenn man gerade mit Kruecken laeuft...

Waschmaschine ist kaputt - nach nur 3 Jahren! Jetzt haben wir was ordentliches gekauft, bei uns wird sowas schon stark beansprucht.

Spuelmaschine ist kaputt - nach 5 Jahren. Warum kommt sowas eigentlich immer auf einmal?

Aber zurueck zu den Models.

Ein grosses Modelabel in UK hat in der Schule ein Casting veranstaltet fuer 8 bis 12-jaehrige. Man sollte Fotos und eine kurze Beschreibung hochladen, dann wuerde fuer's Live-Casting ausgewaehlt.

Ok, warum nicht - meine Maedels waren Feuer und Flamme. Nummer 3 meinte, sowas sei was fuer Maedels und das macht er nicht. Mein Argument, dass die explizit auch Jungs suchen, liess er nicht gelten.

In die Vorauswahl kommen die garantiert, dachte ich mir - warum bin ich schliesslich Profifotograf. Also hab ich eine Freundin angerufen, die mich schon eine Weile bedraengt, weil sie erotische Fotos von sich fuer Ihren Verlobten haben will. Und weil Sie zufaelligerweise Maskenbildnerin ist, meinte ich, fuer eine kleine Gefaelligkeit (oder auch zwei) mache ich die Fotos.

Dazu muss man wissen, dass Kinder in Katalogen oder Werbespots meist ungeschminkt aussehen - zumindest wenn es gut gemacht ist - in hochwertigen Sets werden aber auch die Kinder geschminkt.

Also kam sie - ich nenn sie mal Angel (sie ist auch einer) - eines freitagabends zu mir und wir haben ein paar Stunden fotografiert. Das Ergebnis war atemberaubend - scharf aber elegant an Pornografie vorbeigeschliddert - Ihr Verlobter wird sich nicht mehr einkriegen - vor allem, wenn er darueber nachdenkt, in welchen Posen sie vor mir lag - und danach noch bei mir uebernachtet hat.

Ist aber nix passiert - wirklich! Schliesslich ist Angel verlobt. Mir haette das nach dem Shooting allerdings nichts ausgemacht, ehrlich gesagt...

Am naechsten Morgen hat Sie dann Nummer 1 und Nummer 2 geschminkt.

Nummer 1 und 2 sind unterschiedlicher, wie es kaum sein kann.

Nummer 1 ist sehr dunkelhaarig mit einem schimmernden Braunstich. Schlankes Gesicht der Mama, die zwei Crinkles um den Mund von der Mama und der selbe leicht dunkle Teint.

Nummer 2 ist irgendwo zwischen strohblond und strassenkoeterblond, ebenfalls schlankes Gesicht, dafuer aber Gruebchen vom Papa und ganz heller Teint.

Beide Kids haben vor ueber einem Jahr die langen Haare aufgegeben - die machen sie angreifbar, haette der Karatelehrer gemeint. Wir haben aber einen tollen Friseur gefunden, der beiden Maedels eine tolle Kurzhaarfrisur verpasst hat. Gerade noch weiblich, aber provokant kurz.

Das Schminkergebnis war perfekt - auf Probefotos nicht zu sehen, aber der Effekt war da. Schnell (3 Stunden) 2 professionelle PDF-Fotobuecher erstellt und mit einer kurzen Beschreibung hochgeladen.

Dann kam mein Krankenhausaufenthalt und zwischenzeitlich die Bestaetigung, dass Beide zur Vorauswahl eingeladen sind, zusammen mit rund 30 anderen Maedels.

Am Samstagvormittag war es dann soweit. Angel war nochmal da morgens und hat geschminkt und die Maedels haben sich in Schale geworfen. Offenbar war Schwiegermama mit den Maedels einkaufen. Wenn ich nun aber Kleidchen, Lackschuhe und sonstiges erwartet haette, waere ich aber schwer enttaeuscht worden. Aber ich kenn ja meine Beiden...

Nummer 1 und 2 hatten beide eine ausgewaschene, hautenge Roehrenjeans an, die unten in einer Art Springerstiefel fuer Kids steckten und beide hatten eine zugegeben richtig geile Lederjacke an. Nummer 1 eine weisse und Nummer 2 eine schwarze, beide derselbe Schnitt.

Verdammt nochmal, Nummer 1 beginnt, tolle Konturen zu bekommen und Nummer 2 liegt nicht weit dahinter. Die sind doch erst knapp 10 und knapp 8. In ein paar Jahren kann ich unser Haus wahrscheinlich nur noch mit der Schrotflinte vor den Jungs verteidigen...

Nummer 1 schnappt sich den alten Ghettoblaster und los gehts. Nachbarin passt auf das restliche Rudel auf, dass schaffe ich beim besten Willen nicht mit allen Kids auf so einer Veranstaltung.

Das Casting - so hat man uns vorher mitgeteilt - wird in 3 Bereiche aufgeliedert. Fotosession und 2 Bewegungssessions - eine mit und eine ohne Musik. Musik konnte man auswaehlen zwischen einer Auswahl der Castingagentur oder eigener Musik. Heute am Samstag sind nur die Maedels dran, die Jungs kommen am Sonntag.

Ich war in der Vorbereitungszeit ja im KH und meine Maedels wollten nix verraten. Ich war also gespannt...

Wir kamen in der Schule an und wurden schon schwer gemustert. Sie anderen Maedels haben alle huebsche bis kitschige Kleider an. Vom rosa Pailletenkleid bis zum Frozen Queen Elsa Kostuem. Manche Maedels waren auch geschminkt, aber leider zu offensichtlich. Dann lieber gar nicht, wie viele andere Maedels.

Wir sind dann doch eher aufgefallen, mit Springerstiefeln, Jeans und Lederjacken, vom Ghettoblaster mal ganz abgesehen.

Die Fotosession war von vornherein gewonnen - das koennen die Maedels - oft trainiert.

Dann kam der Musikteil. Es ging hier nicht um Musik- oder Tanztalent, schrieb man uns vorher. Sondern nur darum, wie sich die Maedels bewegen vor der Kamera.

Und das haben die Maedels alle wirklich nett gemacht - mehr oder weniger gekonnt, aber alle mit Engagement.

Dann kamen meine dran. Die sind zusammen auf die Buehne gegangen und standen da mit ihrem Ghettoblaster vor dem Mikrofon. Der Showleiter meinte dann, sie haetten sich schon gewundert, dass keine Musik ausgesucht wurde - aber nun mit dem Ghettoblaster versteht er. Sie sollen sich mal kurz vorstellen und dann losmachen. 2 Minuten Zeit.

Die anderen Maedels haben sich schoen brav vorgestellt und ein wenig aus dem Leben erzaehlt, von Mama und Papa und dass sie mal spaeter Models werden wollen. Dann kamen mehr oder weniger lustige und nette Tanznummern.

Nummer 1 tritt vor das Mikrofon und sagt: "ich bin Nummer 1" - "und ich bin Nummer 2" sagt Nummer 2. Dann beide zusammen, aber richtig laut, dass der ganze Saal zusammenzuckt: "AND WE ROCK!!!"

Nummer 1 drueckt auf den Ghettoblaster, der - natuerlich in maximaler Lautstaerke - einen bekannten Rap spielt. Und dann legen die beiden eine einfache aber sehr gekonnte Streetdance-Nummer hin.

Dazu muss man wissen, dass die beiden bis vor etwas mehr als einem Jahr eine ganze Weile Streetdance gemacht hatten. Und das haben sie offenbar aufgefrischt. Beim Tanzen habe ich gesehen, dass Nummer 1 was blaues und Nummer 2 was pinkes unter der Lederjacke anhatten - mir schwante uebles...

"Coole Nummer" meinte der Showleiter - und viele Eltern anderer Kinder hatten ploetzlich versteinerte Gesichter...

Nun kam die Bewegungsnummer ohne Musik. Entweder haben die Maedels Gymnastik gemacht oder sind wie auf dem Laufsteg ueber die Buehne marschiert.

Meine beiden sind wieder zusammen auf die Buehne und haben erstmal synchron ihre Lederjacken ausgezogen und in die Ecke geworfen. Mein uebler Verdacht hatte sich bestaetigt. Beide hatten Feinripp-Unterhemden an - aermellose versteht sich - Nummer 1 in blau und Nummer 2 in pink. Ich hatte die irgendwann mal fuer den Garten gekauft...

Und das im prueden England. Mann oh mann...

Dann kam was, was die beiden richtig gut koennen - ein Karate-Showkampf. Inzwischen war es im Saal komplett still geworden, ausser die Kampfrufe meiner Maedels. Der Kameramann hat fasziniert draufgehalten.

Nun ja, die wollten schliesslich sehen, ob die Maedels sich bewegen koennen. Und das konnten sie nun sehen.

Ganz am Schluss holten die Maedels Ihre Lederjacken aus der Ecke, drapierten diese locker ueber eine Schulter und zogen sich Basecaps auf - Nummer 1 eine blaue und Nummer 2 eine pinke. Dann marschieren sie laessig und lachend von der Buehne...

Nachher kam der Showleiter mit seinem Team zu uns und meinte, er haette ja schon viel gesehen, aber was ich da mit meinen Kids einstudiert haette, toppt alles. Ihm fiel dann die Kinnlade runter, als ich meinte, ich war im KH waehrend der Vorbereitungszeit. Seine Kollegin meinte, sie werden beide Maedels dem Modelabel vorschlagen und sie meinte, auch wenn noch einige Castings vor ihnen laegen: die Maedels seien genau das, was sie gesucht haetten. Ihr wiederum fiel die Kinnlade runter als ich meinte, ich haette nochmal 5 von der Sorte...

Wir werden noch dieses Jahr von ihnen hoeren.

Und wir bekamen heute Mittag mit der Post einen Einkaufsgutschein dieses Modelables fuer sage und schreibe 500 Pfund...

Im naechsten Post schreibe ich von unserem Halloween-Schloss-Ausflug am Sonntag. Hier musste Angel nochmal zum Schminken ranhalten...

Tuesday, September 29, 2015

Coq au vin

Nachdem ich ja gerade in den "blutigen" Themen drin bin, erzaehle ich doch mal von unserer letzten Schlachtung. Das war noch vor meinem Kettensaegenmassaker. Mein Vater war gerade wieder weg und unser Leben hatte sich wieder etwas normalisiert - wenn man bei uns ueberhaupt irgendwann von "normal" reden kann.

Wir essen in der Regel wenig Fleisch - einmal die Woche und einmal die Woche Fisch. Ansonsten recht fleischfrei.

Wenn dann aber Fleisch, dann bitte gute Qualitaet von moeglichst wenig geschundenen Tieren. Also kaufe ich ausschliesslich Fleisch dort, wo ich genau weiss, wie die Tiere gehalten werden. Da gibt es bei uns Farmer-Markets und einige der Farmer habe ich mit den Kids auch schon besucht.

Gefluegel haben wir selber - also zumindest Huehner. Und zwar eine Rasse, die unter "Feinschmeckern" und Franzosen sehr geschaetzt wird und zudem noch einfach zu halten ist und prima und viele Eier legt. Die "eierlegenende Wollmilchsau" also - wobei es mit der Milch und der wolle noch ein wenig hapert...

Somit schlachten wir 3x im Jahr, immer so ca. 20 Huehner.

Das sind dann einerseits die Hennen, die ueber 3 Jahre alt sind und damit anfangen, deutlich weniger zu legen. Das ergibt absolut fantastische Suppen - solche Suppenhuehner bekommt man heutzutage eigentlich gar nicht mehr zu kaufen.

Andererseits sind das die jungen Haehne, die gerade schlachtreif geworden sind. Die sind delikat - nicht die ueblichen Fleischhuehner aus dem Supermarkt, die schon nach 8 Wochen geschlachtet werden.

Und zuletzt sind das so ein bis drei 1 - 1½ jaehrige Haehne. Die sind das allerbeste, was man an Huhn/Hahn bekommen kann. Ich mache da ausschliesslich "coq au vin" daraus, dazu aber spaeter mehr.

Mache ich uebrigens schon vor "Kokowääh"...

Die jungen Haehne werden 2 Wochen vorher separiert und kommen in ein kleineres Freigehege zum Maesten. In Frankreich kommen die 2 Wochen in kleine Einzelboxen, aber das bringe ich nicht fertig. Sie bekommen dann ausschliesslich geschroteten Mais in Milch zu fressen. Das ergibt ein fein durchgefettetes Fleisch, das richtig saftig ist.

Die Kids sind von klein auf an das Schlachten gewoehnt - wir waren immer der Meinung, Kinder koennen auch sehen, woher ihr essen kommt.

Ich gehe sogar so weit zu sagen, dass jeder Erwachsenen, der Fleisch isst, auch mindestens einmal selber ein Tier geschlachtet haben sollte. Dann wuerden die Menschen vielleicht ein wenig mehr Achtung vor den Tieren bekommen und hoffentlich weniger Fleisch essen.

Nummer 1 und 2 und ich fangen am Abend vor dem Schlachten die Huehner ein - wir machen das im fast Dunklen, dann ist es am stressfreiesten fuer die Tiere. Die sitzen auf Ihren Stangen und man kann Sie leicht runterpfluecken. Die kommen dann ueber Nacht in Boxen, damit sie morgens nicht den Stress des Fangens haben.

Auch die anderen Huehner muessen morgens nicht mit ansehen, wie ihre Artgenossen fortgetragen werden.

Gleich morgens nach dem Fruehstueck geht es ans Werk. Das ganze Rudel wird verpackt und in den Garten verfrachtet. Hier muessen alle - bis auf Nummer 6 und 7 natuerlich - mithelfen.

Die Art wie wir schlachten, waere in Deutschland illegal, ist aber nach meiner Ansicht die beste Methode, auch fuer die Huehner. In D muessen die Tiere vor dem Schlachten betaeubt werden. Ich mache das nicht.

Es gibt zwei Arten zu betaeuben.

1. Mit Gas - normalerweise CO2. Geht bei uns nicht.
2. Mit einem Schlag auf den Kopf: finde ich eine Unart - ist viel mehr Stress fuer das Tier und da das Huhn nicht gerade kooperiert beim Schlachten und somit den Kopf nicht ruhig haelt, trifft man oft nicht richtig und muss 2 oder 3x draufhauen.

Dann lieber die klassische Methode, bei der die Huehner nicht viel leiden.

Nummer eins und zwei holen die Huehner aus den Boxen und sie kommen kopfueber in einen Trichter. Da koennen Sie nicht mehr um sich schlagen und sind relativ ruhig. Der Kopf haengt unten raus.

Ich lasse die Kids noch nicht selber schlachten, obwohl Nummer 1 und 2 das durchaus machen wuerden.

Zum einen moechte ich das schnell und professionell machen - ohne Leid fuer das Tier. Zum anderen gibt es Dinge, die meines Erachtens den Erwachsenen vorbehalten sein sollte. Meine Kids sollen - soweit moeglich - noch eine Weile Kinder bleiben.

Ein schneller Schnitt also durch die Halsschlagader und die Tiere bluten in schnellster Zeit aus. Die Zucken beim Schnitt noch nicht einmal - das ist ein kleiner, richtig gesetzter Schnitt, der meiner Meinung nach das Tier am wenigsten belastet.

Ich verwende den Begriff "human" hier bewusst nicht. Was ich so von den "Menschen" kennen, muesste ich bei "humaner" Schlachtung die Tiere wahrscheinlich vorher tagelang foltern und dann brutalst moeglich umbringen...

Nummer 3 bekommt das Tier nachdem es tot ist und taucht es in heisses Wasser - es steht ein grosser Topf auf dem Grill im Garten. Das erleichtert das Rupfen.

Nummer 4 und 5 fangen danach schon mit dem Rupfen an - Wir helfen alle mit, nachdem die diesmal 22 Huehner geschlachtet sind.

Nummer 2 macht die Feinarbeit, die die Kleinen noch nicht so gut koennen und Nummer 1 nimmt die Huehner aus. Das kann sie ganz prima. Meine dicken Pranken passen kaum in das Huhn rein.

Ich bekomme die Innereien und muss Herz und Leber separieren. Das lieben wir und das wird unser Mittagessen, nach einer kraeftigen Huehnerbruehe davor.

Das Ganze dauert nicht einmal 2 Stunden - wir sind da ein tolles Team.

Diesmal ist es allerdings ausgeartet. Nummer 6 hat die Kiste mit den nassen Federn vom Tisch gezogen. Die ist voll auf sie drauf - sie war komplett voller Federn und hat erstmal lauthals geschrien.

Das fand Nummer 7 ganz toll. Der kann schon recht gut robben und kam von seiner Decke zu Nummer 6 angerobbt. Nasse Federn schmecken offenbar nicht, weil Nummer 7 dann auch zu schreien anfing, mit einem Mund voller Federn.

So schnell konnte ich gar nicht schauen, bis dann eine "Nasse-Federn-Schlacht" anfing. Am Anfang fand ich das ja noch sehr lustig, bis ich dann eine Ladung im Gesicht hatte. Da musste ich natuerlich eingreifen und habe mich an der Schlacht beteiligt...

22 Huehner ergeben eine Masse Federn - die Terrasse sah vielleicht aus danach. Aber wozu hab ich Kinder? Schnell alle zum Aufraeumen eingeteilt und inzwischen die Huehner eingefroren - bis auf 3 Junghaehne ein Suppenhuhn und einen 1-jaehrigen.

Jetzt gibt's aber mal ein Rezept - macht man doch so in Blogs oder?

Coq au vin - klassisch nach Bocuse - gelernt von meinem Vater.


Eigentlich ist das ein total simples Rezept - nur findet man heutzutage aeusserst schwer und wenn dann nur sehr teuer einen einjaehrigen Hahn von ausgesuchter Qualitaet. Und genau den braucht es fuer ein gelungenes coq au vin.

Zutaten
1 Hahn, beste Qualitaet, einjahrig
2 Flaschen Burgunder, gute Qualitaet
1 kraeftiger Schluck Cognac, nach Bedarf
1 Essloeffel Mehl
Olivenoel
4 EL Butter
3 Karotten, in mundgerechte Stuecke geschnitten
2 rote Zwiebeln, in mundgerechte Stuecke geschnitten
4 Zweige Thymian
1 EL Pfefferkörner, frisch gemoersert
2 Blatt Lorbeer

300g Schalotten
300g Knopf-Champignons
200g Speck, in Wuerfel (ich liebe kraeftig geraeucherten)
2 EL Butter
1 handvoll frische Petersilie, kleingehackt
Salz und Pfeffer

Zubereitung

Den Hahn in 8 Stuecke schneiden, in eine grosse Schuessel geben und mit 1½ Flaschen Wein uebergiessen. Ueber Nacht in den Kuehlschrank stellen.

Am naechsten Tag die Stuecke vom Hahn in Olivenoel und der Haelfte der Butter von allen Seiten anbraten - aber nur bis maximal hellbraun.

Nun den Cognac druebergiessen und flambieren.

Das Mehl dazu und kurz anbraten.

Dann den Wein wieder dazugiessen. Zwiebeln, Karotten, Thymian, Pfeffer und Lorbeer reingeben und je nach Hahn 1-2 Stunden kochen. Das haengt vom Alter, der Qualitaet und der Groesse ab. Ich koche so lange, bis sich das Fleisch leicht von den Knochen loest.

Jetzt den restlichen Wein in ein schoenes Glas eingiessen und erstmal verschnaufen und den Wein geniessen.

Ca. 15 Minuten vor Ende der Kochzeit die Schalotten, den Speck und die Pilze in der restliche Butter anbraten bis das Gemuese weich mit ein wenig Biss ist.

Das dann zum Hahn geben und abschmecken - sollte eigentlich nur noch ein wenig Salz brauchen oder auch nicht, wenn der Speck salzig genug war. Deshalb also auf jeden Fall bis zum Schluss mit dem Abschmecken warten.

Ganz am Schluss die Petersilie dazu und fertig ist der coq au vin.

Ich esse das pur - es passen aber auch prima Kartoffeln dazu.

Wenn man den richtigen Hahn findet, ist das eines der besten Gerichte, das man machen kann - finde ich und findet mein Vater. Und findet Bocuse.

Das gute daran ist, es schmeckt auch noch am Tag danach - vielleicht sogar noch besser.

Noch besser ist, dass die Kinder das nicht moegen! Ich esse also alleine - mit einem Glas Burgunder dazu - auf unserer Terrasse in der Abendsonne und geniesse das Leben. Das Rudel hat zu diesem Zweck einen seltenen Videoabend bekommen - die sitzen alle drin und ich hab meine Ruhe.

Ich weiss dann genau, wie das Gericht entstanden ist. Der alten Bauer musste seinen vielversprechenden einjaehrigen Hahn schlachten - vielleicht verletzt oder so. Dann dachte er sich, das edle Tier muss besonders zubereitet werden und er hatte noch Burgunder im Keller. Also den Hahn rein, ein paar einfache Zutaten dazu - was Bauer halt so im Haus hat - und fertig war eines der koestlichsten Gerichte der einfachen franzoesischen Kueche. Der Bauer sitzt dann wie ich auf der Terasse und freut sich wieder seines Lebens.

Wie ich den Bauern beneide. Mit harter Arbeit in freier Natur sein Brot verdienen.

Das meine ich uebrigens ernst!

Das Rudel und ich mussten nach der Federnschlacht natuerlich gebadet und geduscht werden. Das macht mit unserem neuen Bad so richtig Spass.

Ich sitz mit Nummer 7 in unserer riesigen Badewanne und das restliche Rudel tobt zwischen der Dusche und der Badewanne hin und her.

In die Dusche passen wir uebrigens alle auf einmal rein - die superbreite"Tropenregendusche" ist fantastisch. Und auch in die Badewanne passen wir alle rein - da muss dann aber schon gestapelt werden und neulich ist Nummer 6 untergegangen dabei - hab sie aber rechtzeitig gerettet.

Zur Zeit kann ich leider nicht baden wegen der Wunde, aber duschen mit Folie ueber dem Verband geht schon. Die Entzuendung geht auch zurueck und ich kann schon erste kleine Spaziergaenge unternehmen, wenn auch nur mit Schmerzen, aber ich soll laufen...


Monday, September 21, 2015

Kettensägenmassaker

Auf meine Kids bin ich stolz - ganz besonders aber momentan auf Nummer 1. Die Kleine schmeisst mit ihren 9 1/2 Jahren den kompletten Laden hier.

Aber von Anfang an...

Alle was mit Baeumen zu tun hat war immer IHRE Aufgabe - insbesondere Aeste schneiden in schwindelnden Hoehen.

Nun stand wieder ein Astprojekt an, da uns ein grosser Baum hinten im Grundstueck einen Teil unserer wunderbaren Aussicht stiehlt.

Also ich mir das Klettergeschirr angelegt und das Rudel angewiesen. Nummer 1 passt auf die Kleinen auf und haelt sie weit genug weg. Nummer 2 und 3 bekommen das Seil, das ich nachher um den einen grossen Ast binde, damit der auch richtig faellt und nicht zuviel kaputt macht.

Bis 3 Meter Hoehe bin ich noch gut gekommen, dann war mir mulmig. Hab aber die ca. 6-7 Meter geschafft und ziehe nun - nachdem ich mich gesichert hab - die Kettensaege am Seil hoch.

Erstmal die kleineren Aeste - geht problemlos - aber blos nicht nach unten schauen.

Jetzt kommt der grosse Ast - Seil ist befestigt, die Kids stehen bereit und weit genug weg Die Kleinen sitzen wie die Huehner auf der Stange und gucken, wann der Papa endlich runterfaellt...

Schneide erst von unten eine Kerbe in den Ast und dann von oben durch.

Aber ich hab eines nicht bedacht...

Der Ast hat ein ordentliches Gewicht und der Baum schnellt ein wenig zurueck.

Obwohl ich gesichert bin, greife ich mit der linken Hand automatisch zum Baum, um mich festzuhalten, denn ich verliere das Gleichgewicht.

Dabei lasse ich leider die noch in vollen Touren laufende Kettensaege los - die kann ich alleine mit der rechten Hand aber nicht mehr halten. Anstatt sie ganz loszulassen, versuche ich doch noch, sie zu halten - was natuerlich nicht klappt - sie kippt nach unten.

Und haut mir in die rechte Wade - immer noch in vollen Touren.

Weh getan hat es erstmal nicht - das kam spaeter. Mein erster Gedanke war, dass SIE nicht da ist - SIE war ja Aerztin. Und das Blut schoss in Stroemen aus der Wunde.

Irgendwie hab ich die Saege gesichert und hab mich an den Abstieg gemacht - der ganze Stamm war inzwischen nass und glitschig vom Blut. Hab's dann doch geschafft, und schon beim Abstieg hoere ich Nummer 1.

"Nummer 2: Ruf 999 und mach es dringend!!!" ruft sie.

"Nummer 3: bring Mamas Arzttasche aus meinem Zimmer!!!" ist die naechste Anweisung. Ich wusste ueberhaupt nicht, dass IHRE Arzttasche bei Nummer 1 gelandet ist.

"Nummer 4: bring 'ne Decke und ein Kissen" geht es weiter.

Nummer 2 kommt gerade wieder, als ich unten ankomme und berichtet, dass der Notarzt auf dem weg ist.

"Geh nach vorne auf die Strasse und weise die ein, wenn sie hier ankommen" kommandiert Nummer 1.

Sie legt mich auf die Decke, Kissen unter den Kopf. Nummer 3, der mit der Arztasche da ist, muss sich zwischen meine Beine knien und bekommt meine Beine auf die Schultern.

"Das ist wegen dem Schock und der Blutung" erklaert sie ihm ruhig und sachlich, waehrend sie mir das Hosenbein abschneidet. Nummer 4 muss inzwischen alle verfuegbaren sterilen Wundauflagen auspacken, nicht bevor er sich die Haende desinfiziert hat.

Nummer 1 desinfiziert sich auch die Haende und druckt danach einen Packen Wundauflagen auf die Wunde - so stark, dass ich dann ploetzlich den Schmerz gemerkt habe - richtig heftig.

Nummer 4 wird abkommandiert, sich um Nummer 5 bis 7 zu kuemmern.

Nummer 3 weint. "Bist Du ok Nummer 3? Ich brauch Dich jetzt!!!" wird er angeschnauzt und ist sofort wieder still. Er haelt immer noch meine Beine auf seiner Schulter. Der arme Kerl ist gerade mal 6 Jahre alt...

Nummer 1 giesst irgendwas ueber meine Wunde - was hoellisch brennt - muss also gut sein. Dann drueckt Sie wieder die Wunde zu.

Jetzt wendet sie sich das erste mal an mich und spricht in einem ruhigen Ton mit mir, als ob sie die Hausaufgaben macht.

"Alles klar Papa?" fragt sie. "Ist nicht so schlimm, keine Arterie verletzt" meint sie. "Blutet noch ein wenig, wird aber schon besser und 999 ist auch gleich hier."

Ich versuche was zu sagen, bekomme aber ein "Klappe halten!" uebergebrummt.

"Du faehrst jetzt erstmal ins Krankenhaus und wir kuemmern uns hier um alles. Ich hol die Nachbarin, wenn Du weg bist" sagt sie schliesslich - und da kommen auch schon die Sanitaeter und kurz darauf sogar ein Notarzt. Nummer 2 muss es also wirklich dringend gemacht haben.

Nummer eins macht eine professionelle Uebergabe - ich sehe ihre Mutter vor mir. Woher hat sie das? Woher weiss sie das alles?

Im Krankenwagen bekomme ich eine Infusion und was gegen die Schmerzen und drifte ab.

Eine Operation und 3 Tage spaeter bin ich wieder zu Hause, kann aber so gut wie gar nicht laufen.

Der aussere Wadenmuskel ist halb durch und der innere Wadenmuskel angesaegt...

Eine weitere OP wird wohl kommen in ein paar Monaten und ob das alles wieder ganz in Ordnung kommt, kann noch keiner sagen.

Meine groesste Sorge aber, was zuhause passiert wenn ich im Krankenhaus bin, war unbegruendet. Die Nachbarin schlief die Zeit bei uns - kam auch mit allen Kids nach der OP ins KH. Ich bewundere sie dafuer, dass sie sich das mit unserem Bus zugetraut hat!

Nummer 1 hat hier alles organisiert - Eltern aus Schule, Kindergarten, Sport- und Musikclubs holen und bringen hier diverse meiner Kinder, irgendwer der Eltern scheint staendig hier zu sein und kuemmert sich mit Nummer 1 und 2 um die Kleinen, das Essen und den Haushalt.

Zwei Wochen lang bin ich zu wenig zu gebrauchen, muss jeden Tag einmal ins KH und liege ansonsten auf dem Sofa oder im Garten auf der Liege.

Und werde von allen wunderbar verwoehnt!

So eine Kettensaegen-Wunde ist eine unschoene Angelegenheit, das weiss ich jetzt. Nicht nur, dass ja nicht geschnitten, sondern gerissen wird. Nein, es kommt auch jede Menge Dreck und Oel in die Wunde - wird sozusagen da richtig reinmassiert.

Das kann bis zu einem Jahr dauern, bis die Wunde richtig zu ist. Nerven sind offenbar keine wichtigen betroffen gewesen - wenigstens etwas.

Nummer 1 nimmt keinen Dank von mir an. "Das haette die Mama doch auch so gemacht" sagt sie lapidar. Mit 9 1/2 Jahren...

Inzwischen geht's bei mir wieder aufwaerz - kann auch schon wieder sitzen und arbeiten. Ein Riesenglueck war, dass ich seit ein paar Wochen an einem sehr grossen Designprojekt arbeite und das erste Mal 4 Externe an dem Projekt sitzen habe. So war mein Ausfall nicht ganz so dramatisch, insbesondere, da meine Versicherung eingesprungen ist und ich dadurch finanziell sogar etwas besser dastehe. Die Externen sind super - ich kenne 2 davon schon lange - und ich konnte mich wirklich mal 2 Wochen ausklinken.

Sorry, dass hier so lange Funkstille war und ich auch sonst keine Kommentare oder Mails beantwortet habe, aber ich hatte einfach keinen Nerv dazu. Das wird jetzt mit der Zeit wieder besser werden - versprochen!

Als nachstes erzaehle ich hier mal, wie wir - kurz vor dem Kettensaegenmassaker (so nennen es die Kids) - unser halbjaehrliches Huehnerschlachten gemacht haben. Bin ja gerade drin in den etwas blutigeren Themen...

Tuesday, August 25, 2015

Mein Vater, der burische Rassist

Nachdem mein Vater ja doch zu einigen Kommentaren, Heiterkeit und Nachdenklichkeit angeregt hat, widme ich ihm nun mal einen eigenen Post. Noch ein paar Tage weilt er ja bei uns in England.

Den hat er sich redlich verdient. Aber erstmal ein paar Details ueber ihn.

77 Jahre ist er alt, sieht aber eher aus wie Ende 60. Braungebrannt mit strohweissen Haaren und einer kernig-zaehen Statur und ungefaehr so gross wie ich (1,83) macht er schon was her.

Bis vor einem Jahr hat er in seinem eigenen Restaurant gekocht - und das seit ueber 50 Jahren. Aufgegeben hat er es auch nur, weil er - nach eigenen Worten - nun genug Geld hat um den Rest seiner paar jaemmerlichen Jahre armselig zu verbringen.

Armselig bedeutet ein 5 Hektar grosses Grundstueck in der Naehe von Durban am Indischen Ozean mit Blick aufs Meer und einem Hammer von Villa.

Armselig bedeutet, dass er es sich leisten kann, First Class zu uns nach England zu fliegen...

Aufgewachsen ist er im Apartheid-System und so verwundert seine teils deutliche rassistische Haltung nicht. Ich denke aber, sie ist ihm mehr Gewohnheit als dass er es damit wirklich ernst meint.

Zwar bezeichnet er die Schwarzen (darf man glaube ich gar nicht mehr sagen - zumindest "Black People" im englischen ist offiziell diskriminierend - man sagt wohl politisch korrekt "Colored", kann aber auch sein, dass das inzwischen auch schon wieder rassistisch ist) immer noch als Kaffer, aber als ich bei ihm gewohnt hatte vor nunmehr ueber elf Jahren, war einer seiner besten Freunde und Teilhaber ein "Kaffer" - wie er ihn immer bezeichnete. Dieser hat ihn im Gegenzug dann "Rassistiese" oder "Ubaguzi wa rangi" was eben Rassist in Afrikaans oder Kiswahili bedeutet.

Meine Mutter (sie ist oder war ja Deutsche) hat er in ebendiesem Restaurant kennengelernt und ich glaube schon nach ein paar Monaten geheiratet. Sie war die Tochter einer Diplomatenfamilie und kam somit viel rum.

Mein Vater spricht perfekt Englisch und Afrikaans, ein wenig Deutsch, ganz gut Kiswahili und ziemlich gut Sesotho sowie etliche Brocken anderer Bantu-Sprachen. Das hatte natuerlich auch mit seinem Restaurant bzw. seiner Kochausbildung zu tun, da in dieser Branche ja der Kulturenkessel neben vielen anderen Toepfen brodelt.

Ich habe bis zu meinem 5. Lebensjahr in Durban gelebt, wo ich auch geboren bin und bin quasi im Restaurant aufgewachsen. Meine Leidenschaft fuers Kochen hat mein Vater mir also schon frueh mit auf den Weg gegeben.

Dann hat es zwischen meinen Eltern nicht mehr funktioniert und meine Mutter ist mit mir nach Deutschland gezogen. War nicht ganz einfach, wie ich aus Erzaehlungen weiss, da Deutsch nicht gerade meine Sprache der Wahl war. Im Kindergarten habe ich dann wohl auch einen Kauderwelsch aus Englisch und Kiswahili geredet...

Auf eine Mail und Frage eines Lesers anworte ich hier mal. Ich schreibe meinen Blog auf Deutsch und nicht auf Englisch hauptsaechlich aus dem Grund, meine Familie zu beschuetzen. Englische Leser eventuell aus der Nachbarschaft (oder noch schlimmer aus den Medien) etc. koennten mich natuerlich super leicht ueber den Inhalt und die Umstaende identifizieren.

Einfach war es dann nicht, die Beziehung zu meinem Vater aufrecht zu erhalten. Zeit hatte er nie viel mit seinem Restaurant und die Apartheit sowie die spaetere politische Blockadenpolitik haben auch nicht gerade geholfen.

Er hat es aber immer geschafft, mich einmal im Jahr zu besuchen und spaeter einmal im Jahr zu sich nach Suedafrika zu holen.

Spaeter, als ich erwachsen war, hat sich das leider ein wenig zerstreut. Erst als meine Mutter starb, ist der Kontakt wieder intensiver geworden. Ich hatte zeitgleich einen schoenen Rosenkrieg hinter mir und er hat mich ueberredet, zu ihm nach Durban zu ziehen.

Viel Ueberredung war da allerdings nicht notwendig, da das natuerlich eine tolle Ablenkung war - in einer der wunderbarsten Regionen der Erde.

Nicht so gut war die Idee, dass ich mit im Restaurant anfange. Da sind zwei Dickkoepfe aufeinendergestossen und es hat ziemlich gekracht.

Nach 2 Monaten haben wir das wieder beendet und ich bin in meine alte Branche - Werbung, Design und Fotografie zurueckgekehrt. Gewohnt habe ich weiterhin bei meinem Vater und das hat dann auch zuemlich gut funktioniert - dank des grossen Hauses.

Mein Vater hatte nach meiner Mutter diverse Frauen - richtig fest ist es aber wohl nie mehr geworden. Irgendwas ist aber momentan - was er nicht verraten will. Hin und wieder hoehre ich ihn abends telefonieren - in einer ganz ungewohnt lieblichen Stimme - und dann auch noch auf Englisch mit gelegentlichem Wechsel zu Sesotho (verstehe ich auch ein wenig).

Insbesondere letzteres gibt mir den Rest: Der burische Rassist floertet in Sesotho???

Dann kam aber SIE in mein Leben und ich bin nach London gezogen.

Das hat unser Verhaeltnis erstmal stark abgekuehlt - er hat es mir durchaus uebel genommen, dass ich so schnell wieder weg war. Aber was hat er erwartet? Ich war ein Mann in den besten Jahren...

Das erste Mal haben wir uns erst 4 Jahre oder so spaeter wiedergesehen, als er zu uns gekommen ist. Dann waren wir einmal mit 4 kleinen Kindern und hochschwangerer Frau in Durban (nicht empfehlenswert, so ein langer Flug mit Kleinkindern und Baby, aber dort war es toll).

Das war's dann auch - nicht einmal zur Beerdigung der Mutter seiner 7 Enkel ist er gekommen. Das hab ich ihm echt uebel genommen.

Und dann hat er sich vor 2 Monaten in seiner eigenen Art - als ob nichts gewesen waere - angekuendigt. Also nicht gefragt, ob es recht ist, dass er kommt. Sondern einfach geschrieben, wann er in Heathrow ankommt und ob ich ihn bitte abholen koennte. Er bleibt dann ca. 4 Wochen, meinte er.

Er war stark beeindruckt, als er dann da war - das hab ich gemerkt, auch wenn er versucht hat, das zu verbergen. Wie wir das hier alles managen, wir wir unser 8-koepfiges Rudel zusammenhalten, wie wir alle 8 in Heathrow auf ihn gewartet haben und ihn dann in unserem nagelneuen Bus nach Hause gefahren haben. Das alles hat ihn wirklich beeindruckt.

Irgendwie hatte ich das Gefuehl, er hat mich das erste mal im Leben so richtig fuer ebenbuertig genommen. Und nein - ich leide nicht an Minderwertigkeitsgefuehlen...

Dann hat er alles auf den Kopf gestellt.

Mit seinem Rummosern am fehlenden 2. Bad und dass er morgens seine Ruhe im Bad braucht hat er mich echt dran gekriegt. Ich hab erst viel spaeter gemerkt, dass das ein Trick von ihm war.

Er weiss ja, dass ich nie finanzielle Hilfe von ihm annehmen wuerde. Und er weiss auch, dass er mich allein mit dem Angebot beleidigen wuerde.

Also meckert er einfach solange rum, bis ich ihm an den Kopf werfe, dass er doch einfach ein Bad bauen soll.

Klar war ihm natuerlich, dass wir dringend ein 2. Bad brauchen und klar war ihm auch, dass ich nicht wirklich das Geld dazu habe.

Also hat er es auf diesem Umweg gesponsort - und es ist ein tolles Bad geworden!!!

Eine riesige ebenerdige Dusche - da passen locker alle Kinder auf einmal rein. Und eine Badewanne mit Whirlpool mit Platz fuer 2 Erwachsene. Dazu 2 Doppelwaschbecken und nochmal zwei abgetrennte Toiletten. Einfach perfekt fuer uns - zudem eine immense Wertsteigerung unseres Hauses, sollte es je zum Fall der Faelle kommen.

Wie er es allerdings geschafft hat, mit englischen Firmen das Bad vom ersten Gespraech an innerhalb von knapp 2 Wochen fertig bauen zu lassen, wird mir immer ein Geheimnis bleiben. Hut ab, Daddy!

Dafuer bekommt er das Bad jetzt auch jeden morgen eine ganze Stunde nur fuer sich alleine. Das ist das wenigste, was wir tun koennen, meinte Nummer 1.

Und nochwas hat er auf die Beine gestellt. Der Spyder von IHR, der seit dem Unfall leicht beschaedigt vor der Tuer stand, hat er reparieren lassen und faehrt jetzt munter damit durch die Gegend.

Ich hab es nicht fertig gebracht, das Auto bisher auch nur anzufassen. Aber jetzt bin ich froh, da ich jetzt auch mal mit einem kleineren Wagen als mit unserem Bus wegfahren kann, wenn ich alleine bin.

Des weiteren hat mein Vater die Kueche fest im Griff - etwas fleischlastig ist es geworden: Am 3. Tag nach seiner Ankunft kam morgens eine Lieferung Rindfleisch an: 110 kg. Zum Glueck habe ich einen professionellen Gefrierschrank mit 650 Litern Kapazitaet...

Und auch sonst ist er sehr aktiv. Faehrt oefter alleine nach London - mit dem Zug allerdings, was auch besser so ist. Auch geht er abends hin und wieder mal in einen der lokalen Pubs und kommt sichtlich gut gelaunt - und sichtlich angetrunken wieder.

Soweit so gut - klappt eigentlich wirklich gut hier mit ihm. Aber ich bin auch ganz froh, wenn er bald wieder weg ist. Irgendwie ist man doch nie so ganz ungestoert und manche Diskussionen sind einfach laestig. Ausserdem schmeckt zwar sein Essen richtig toll - aber jeden Tag Restaurant? Morgens mittags und abends? Ich will meine gesunde Ernaehrung wieder haben!!!

Und er sehnt sich auch zurueck - das merke ich. Die Weite des Landes ist ein krasser Gegenzug zum englischen Village und auch wenn unser Cottage (mehr ein altes Herrenhaus) unter englischen Hausern wohl ein sehr grosses ist, wirkt es natuerlich gegen seine Villa in Durban eher beengt.

                             Bild eingefuegt auf Wunsch von Annika

Sein Gaestezimmer hier - und das ist das groessere - hat so ungefaehr 4 x 3,5 Meter. Sein Wohnzimmer in Durban duerfte so 15 x 10 Meter sein...

Das Wetter ist ihm hier auch zu kalt - und er bekommt kein ordentliches Gemuese zu kaufen. Da hat er schon recht, wenn ich die Qualitaet mit dem vergleiche, was Du so in Durban auf dem Markt bekommst...

Und ich glaube, ihm fehlen die Menschen aus Suedafrika. Diese immer zumindest unterschwellig vorhandene Unbekuemmertheit und Froehlichkeit gibt es bei uns in Europa so nicht - schon gar nicht in England oder gar Deutschland...

Trotzdem: Das Verhaeltnis ist wieder gut, die Kinder haben ihn (meist) genossen und wir planen eventuell, zu Weihnachten zu ihm zu kommen. Dann ist da Sommer.

Ich weiss aber ehrlich gesagt nicht, ob ich mit 7 Kindern so einen langen Flug mit Zwischenstopp in Dubai machen will (In Suedafrika steige ich nicht um mit 7 Kids...). Und wie ich das bezahlen soll, weiss ich auch nicht. Ist allerdings nur der Flug, alles andere waere ja dann zum Glueck inklusive...

Wir werden sehen.

Wednesday, August 19, 2015

Der Geburtstag

Am Wochenende war IHR Geburtstag. Der erste nach dem Unfall.

Mein Vater ist ja schon ne Weile aus Suedafrika da und dann kam noch meine Schwiegermutter (angekuendigt) und meine Schwaegerin (unangekuendigt).

Wir haben aber nur noch 2 Gaestezimmer, da mein Vater ja ein neues Bad bauen laesst und dabei ging im ersten Stock ein Zimmer und eine schoene ruhige Sitzecke drauf. Schwaegerin musste also bei Ihrer Mutter im Zimmer schlafen...

Dazu mussten eigentlich fast alle Kinderzimmer umgeraumt werden - das neue Bad wiebelt wirklich alles durcheinander. aber toll wird es - doch dazu irgendwann mehr.

Zu allem Ueberfluss sind gerade Schulferien und die Grossen sind somit zuhause. Zum Glueck macht der Kindergarten keine Ferien...

Meine Schwiegermutter - so sehr ich sie schaetze und so sehr sie uns geholfen hat - war schwierig diesmal. Es sei ihr gegoennt, zumal es ihre Tochter war, die vor ein paar Monaten quasi in ihren Armen verstorben war (Nachruf).

Sie wollte am Geburtstag zum Grab fahren - mit der ganzen Family und danach uns alle zum Essen einladen.

Mein Vater war allerdings nicht besser - gleicher Vorschlag, nur dass er dann zuhause kocht.

Ich sitz dann also nach dem Besuch am Grab mit 7 verstoerten Kindern beim Essen und wir heulen uns durch den Geburtstag.

Keine Option.

Nein, ich fahre mit den Kids weg. Ich habe mir vorgenommen, an IHREM Geburtstag den Kids immer irgendwelche besonderen Plaetze zu zeigen, die ihre Mutter sehr geschaetzt hat.

Und nein, wir fahren ganz gewiss nicht ans Grab. Das machen wir zwar auch gelegentlich, aber nicht zu oft. Aber nicht am Geburtstag!

"Dann hat SIE aber doch keine Gesellschaft" meinte Schwiegermama. "Doch", meinte Nummer 1, "die Würmer".

Hilfreich war der Kommentar nicht - Schwiegermutter war not amused.

Wir machen keinen Totenkult und in unserer Familie glaubt niemand an etwas ueberirdisches. Inklusive IHR.

Also sind wir morgens losgefahren - 2 Stunden Fahrt. Schwiegermama, Schwaegerin und meine Vater sind notgedrungen mitgekommen - fuer meine Schwaegerin haben wir dann unterwegs noch bequeme Laufschuhe besorgt, denn es lag viel Laufen vor uns. Im Bus ist uebrigens locker genug Platz fuer uns alle - welch eine gute Entscheidung, wenn ich auch trotzdem manchmal beim Einparken fluche...

Wir sind zum Peak District gefahren - ein wunderbarer Naturschutzpark (oder wie sowas auf deutsch heisst), den SIE besonders geliebt hat.

SIE hat ja immer viel gearbeitet - und wenn gerade mal nicht, dann hat SIE ein Kind bekommen. Deswegen genoss SIE solche Ausfluege in die Einsamkeit besonders.

Zwar ist der Peak District durchaus eine Attraktion mit vielen Besuchern, doch wenn man nicht gerade die Hauptruten aussucht und sich weiter ins Innere traut, kann man schonmal einen Tag selbst am WE erleben, an dem man keinen einzigen anderen Menschen trifft oder sieht.

Der Peak District besteht aus Bergen (Peak = Gipfel) und somit war Bergwandern angesagt.

Mit meiner alten Schwiegermama (aber die ist zaeh), meinem alten Vater (noch zaeher) und meiner Schwaegerin, die das komplette Gegenteil ihrer Schwester ist, also komplett unsportlich.

Kids 1 bis 5 haben alle Rucksaecke mit Picknicksachen auf (keine Sorge, die Rucksaecke von Nummer 4 und 3 sind recht leicht).

Ich hab Nummer 7 im Tragegestell auf dem Ruecken und mein Vater und Schwiegermama loesen sich mit Nummer 6 ab, die den ersten Teil tapfer mitmarschiert ist und jetzt fast die ganze Zeit bei Opa auf den Schultern sitzt. Schwaegerin laeuft ca. 100 Meter hinter uns, nachdem mein Vater ihr wirsch ueber den Mund gefahren ist nachdem sie zum gefuehlten 20. Mal fragte, wie weit es denn noch ist.

Das ist eigentlich Aufgabe von Nummer 3 und 4 - aber die waren diesmal total solidarisch.

Zwei Stunden Aufstieg und dann waren wir da. Einer der wundervollsten Plaetze in England - mit einem Blick weit ueber den Peak District und so gut wie keine menschlichen Aktivitaeten oder Bauten.

Das einzige sind die gelegentlichen Steinmauern - alle bestimmt schon hunderte Jahre alt und die allgegenwaertigen Schafe. Die werden hier frei gehalten und soweit ich weiss nur ein oder zweimal im Jahr zum Scheren zusammengetrieben.

Schnell das Picknick ausgepackt - mein Vater hat sich mal wieder selbst uebertroffen.

Dann herrscht mampfende Stille - wir geniessen es. Den tollen Ausblick, das fantastische Essen und das Wissen, dass das hier einer IHRER Lieblingsplaetze war. Klar hab ich das den Kids erklaert und ich denke, so haette SIE sich das gewuenscht. Wir alle haben an SIE gedacht - ich glaube sogar Nummer 6 und auch Nummer 7 haben das irgendwie mitbekommen.

Und Schwiegermama hat verstanden.

Keine Traurigkeit - sondern an Sie denken in wunderbarer Umgebung. Den Tag geniessen und SIE ist irgendwie mit dabei.

Wir sind dann rund 3 Stunden geblieben. Nummer 5 bis 7 haben ausgiebig geschlafen und wir anderen haben in Grueppchen kleinere Ausfluege gemacht oder sind einfach nur sitzengeblieben.

Es war ein langer Tag - mit Fahrt und allem drum und dran rund 12 Stunden.

Aber es war schoen.

Monday, August 10, 2015

Zusammenbruch

Am 1 Juli war mein Glueckstag: Nummer 7 kam das erste mal ganztaegig in den Kindergarten. Und Ich hatte den ganzen Tag ZEIT!!!!

Und der 1. Juli war der Tag meines Zusammenbruchs. Dazu gleich mehr.

Aber hier erstmal die aktuellen Katastrophenmeldungen und - man hoehre und staune - die Gluecksfaelle.

Katastrophe 1: Mein Vater ist seit Samstag fuer 4 Wochen da und schlaeft bei uns und nicht im Hotel...

Katastrophe 2: Der erste Satz in Heathrow meines Vaters war noch vor der Begruessung: "Na Ihr habt ja ganz schoen viele Kaffer hier"... Der alte burische Rassist. Auf meine Antwort: "Zum Glueck mehr Kaffer als burische Rassisten" hat er die ganze Fahrt nicht mit mir gesprochen, nur mit den Kids. Dazu aber kommt ein separater Post.

Katastrophe 3 (und das ist die schlimmste): meine Schwiegermama kommt zum Geburtstag von ihrer Tochter am WE und bleibt eine Woche, da mein Geburtstag nur ein paar Tage spaeter ist. Ich mag sie ja wirklich sehr, aber  muss sie kommen, wenn mein Vater da ist? Ich versteh es ja, es ist der erste Geburtstag seit IHREM Tod - aber das wird die Hoelle...

Gluecksfall 1: Mein Vater kocht so saugut wie immer und hat die Kueche uebernommen (er ist ja alterfahrener persionierter Koch und Restaurantinhaber). Ich werde (und das ist Katastrophe 4) in den 4 Wochen mindestens 5 Kilo zulegen.

Katastrophe 5: Mein Vater spricht ausschliesslich Afrikaans. Er ist der Meinung, die Kids muessen das lernen. Klar kann er perfekt englisch, aber der Dickschaedel hat seine eigene Meinung. Was ich absolut nicht kapiere: die Kinder verstehen ihn...

Gluecksfall Nummer 2 - und das ist mal wirklich der Hammer: Ich bekomme ein neues, 2. Bad. Mein Vater ist dermassen angepisst, dass er sich das Bad morgens mit 7 Kindern und mir teilen muss. Er will seine Ruhe morgens, meinte er gestern. "Dann bau doch ein neues Bad" hab ich geantwortet - ich brauche ja auch dringend eines. Heute morgen beim Fruehstuck hat er es dann verkuendet: Er schenkt mir zum Geburtstag ein neues Bad - wir fahren nachher zur ersten Baufirma, die er schon organisiert hat und er meint, wir machen das genauso wie ich (also nicht er) moechte und ich soll es richtig luxurioes machen... Auf meine Bemerkung zu den Kosten meinte er, das ginge mich einen Scheiss an - er zahlt ja schliesslich. Also gut! Ich freu mich. Er meinte noch, die Jungs von der Baufirma bringt er auf Trab, das Bad soll zu meinem Geburtstag (knapp zwei Wochen) fertig sein. Wie er das hier in England schaffen will, frage ich mich. Aber ich kenn ja seinen Dickkopf....

Zurueck zum 1. Juli.

Ich hab also tagsueber Zeit und arbeite konsequent durch. Haushalt bleibt liegen und ich nehme mir vor, den Abend freizumachen.

Frei!

Ich hatte seit dem Unfall im Dezember keine einzige freie Minute fuer mich!

Weggehen ist natuerlich nicht, wegen der Kids. Aber einfach mal im Wohnzimmer sitzen, nachdem alle anderen im Bett sind und vielleicht lesen, vielleicht einfach nur einen Film anschauen.

Und tatsaechlich, gegen 8 Uhr abends herrscht Ruhe, alle sind im Bett, Nummer 7 ist frisch gefuettert und schlaeft schon oft ganz durch - also tolle Voraussetzungen.

Und dann kommt mein fataler Fehler.

Ich denke mir, da ist doch noch die Flasche Champagner im Kuehlschrank, seit ueber einem Jahr. Dazu muss man wissen, dass SIE und ich seit der ersten Schwangerschaft nach der Bestaetigung immer eine tolle Flasche Champagner ausgesucht hatten - immer was besonderes, immer ein schoener Jahrgangschampagner. Und der hat denn im Kuehlschrank gewartet, bis das Baby da war und SIE wieder was trinken konnte. Und dann haben wir die Flasche geleert, auf den oder die Kleine, sozusagen.

Ich koepfe also die Flasche und stosse auf SIE an - also mit mir selber. Das war der erste Frust. Ist ja keiner da zum Anstossen. Und nachdem die Flasche dann leer war, kam der echte Frust.

Das erste Mal Zeit zum Nachdenken und dann auch noch alkoholisiert - und ich trinke ja selten und bin nicht wirklich trinkfest...

Das erste Mal ist mir mit einer gewaltigen Wucht klargeworden, welches Schicksal uns/mich wirklich ereilt hat. Zum ersten Mal hab ich ueber die Konsequenzen nachgedacht.

Bisher war es immer nur die Familie ueber Wasser halten, die Finanzen regeln, den Job ausbauen und aufzupassen, dass keines der Kinder untergeht.

Jetzt dreht es sich in den Gedanken zum ersten Mal um mich. Ich liege am Boden und weine erbaermlich.

Erst jetzt wird mir klar, dass ich jede Minute an SIE denke. Bei allem was ich tue und mache ist SIE praesent. Wie soll ich denn ohne SIE klarkommen? Fuer immer?

Zu allem Ueberfluss mache ich mich jetzt auch noch an eine alte, halbvolle Flasche Wodka.

Was wird aus mir? Was ist mit Liebe? Klar ist die liebe von 7 Kindern ueberbordend und maechtig. Aber es verlangt auch nach Liebe von einem Lebenspartner. Nach dem entspannenden und doch fordernden Kuss meiner grossen Liebe. Nach erotischer Naehe, nicht nur nach Kinderkuscheln.

Mit 7 kleinen Kindern kann ich es knicken, wieder nach einer Partnerschaft zu suchen. Wer macht sowas schon mit? Und wer kann sich da ueberhaupt integrieren ohne untergebuttert zu werden? Und wer kann die extrem hochhaengende Latte erreichen?

Sex? Vergiss es! Bezahlsex? Na toll! Der schnelle Fick mit der Leiterin des Kindergartens neulich? Der war doch nur eine Mischung aus Mitleid und Curiosity ihrerseits. Und befriedigend fuer mich? Fehlanzeige! Zum Glueck hab ich zwei gesunde Haende - und eine Flasche Wodka...

Ich zerfliesse im Selbstmitleid bei 2,5 Promille. Verdient hab ich's ja, das Selbstmitleid. Aber helfen tut's nicht.

Es ist schon erstaunlich, wie Mensch einen Schicksalsschlag wie meinen so komplett verdraengen kann, ihn reduzieren kann auf das notwendige Ueberleben der Kinder, auf das Aufrechterhalten eines halbwegs funktionierenden Lebens,

Und dann trifft es einen mit einer unvorstellbaren Wucht, die dich einfach nur umhaut.

Innerhalb eines Augenblicks wird Dir das komplett Ausmass bewusst.

Wie geht es weiter mit den Kids? Was passiert, wenn Du krank wirst oder die Auftragslage sich verschlechtert. IHRE Lebensversicherung reicht dann nicht lange, ein paar Monate vielleicht. Und dann?

Dann kommt nur noch das Leben von der Sozialhilfe - Benefit genannt. Kann ich nicht mehr 150%ig arbeiten, kann ich die Kinderbetreuung nicht mehr bezahlen, kann ich ueberhaupt nicht mehr arbeiten, geht gar nichts mehr. Eine Todesspirale.

Diese und so viele andere Gedanken sind durch mich wie ein Intercity gerauscht - bei inzwischen bestimmt 3,5 Promille.

Die Beziehung war so perfekt! Die Liebe so gross. Und selbst das Prickeln war immer noch da, wenn nicht sogar noch viel staerker nach 11 Jahren.

Klar gab es auch bei uns Probleme und hin und wieder auch mal einen Streit. Der war dann aber grossartig, filmreif - mit spanischem Temperament und burischem Dickkopf. Da sind die Fetzen und die Tassen geflogen. Aber nach kurzer Zeit kam die Versoehnung - immer in Form von heftigem, animalischem, befriedigendem Sex. Wie geil war dass denn!!!

Alles weg, fuer immer!

Irgendwann bin ich dann abgetaucht in den sicheren Hafen der Bewusstlosigkeit. Keine Ahnung, ob der Kleine nachts mal wach war - sah zumindest morgens nicht danach aus. Keine Ahnung, wie ich ins Bett kam. Zum Ausziehen hat's jedenfalls nicht mehr gereicht, zum Amusements der Kinder morgens.

Nummer 1 meinte, es stinkt wie im Pub (woher weiss sie das?!!!!) und hat mir eine Handvoll Aspirin geholt. Woher weiss sie sowas? Bei uns war noch nie jemand ernsthaft betrunken!

Nach ein paar Tassen Kaffee und einer langen, langen Dusche ging es dann wieder. Kinder eine Stunde zu spaet in der Schule und ich sitze in den Truemmern meines Lebens, wieder alleine.

Irgendwie schaffe ich es aber dann doch, die Truemmer wegzurauemen und weiterzuleben. Und es geht. Irgendwie geht es.

Inzwischen sind die Abende alleine nicht mehr so schlimm. Ich kann schon wieder mit Freude ein gutes Buch lesen oder auch mit Hingabe eine Tonne Waesche buegeln...

Tuesday, August 4, 2015

gemeingefährlich

Mein letzter Post ist richtig lange her - meine neugewonnene Freiheit hat doch ganz schoen Einfluss auf mein Leben gehabt. Mein Nummer 7 ist doch ab Anfang Juli ebenfalls im Kindergarten und das eroeffnet ganz neue Perspektiven - manche ganz toll, manche aber auch niederschmetternd.

Darueber schreibe ich ausfuehlich im naechsten Post, jetzt gehts aber erstmal um Nummer 1 und 2.

Die beiden Maedels sind naemlich gemeingefaehrlich - zumindest laut Ihrem Trainer.

Sport war bei IHR und mir immer wichtig - somit machten wir es fuer die Kids auch wichtig. Doch was fuer eine Sportart ist die perfekte fuer ein dreijaehriges Maedel, fragten wir uns vor 6 Jahren.

Die Frage war einfach beantwortet, da ich als Kind und Jugendlicher Karate gemacht hatte und es recht weit brachte. SIE war einverstanden und wir haben es probiert, zumal wir hier in der Naehe einen Club haben (jaja, das heist Dojo), der Kinder ab 3 Jahren aufnimmt. Findet man selten sonst.

Karate ist eine feine Verbindung von Training aller Muskelpartien des Koerpers, Ausdauer und ernsthafter geistiger Auseinandersetzung mit dem Koerper, der Kampf- (besser: Verteidigungs-) kunst und anderen Menschen.

Nummer 1 fing mit 3 an und nach ihr bisher alle anderen inkl Nummer 5, der neulich begann.

Mit 3-jaehrigen kann man natuerlich noch nicht ernsthaft trainieren und da der Trainer ein damals schon ueber 50-jaehriger war, war ich sehr gespannt.

Aber das meist spielerische Rumtoben, kombiniert mit nach und nach immer feineren Bewegungen war und ist die perfekte Methode, die Kinder bei Laune zu halten und gleichzeitig auf das eigentliche Karate hinzuarbeiten.

Alle machen immer noch Karate und Nummer 1 und Nummer 2 hatten letzte Woche wieder eine Pruefung und tragen nun den braunen respektive den blauen Gurt. Und wir sprechen von den richtigen Gurten, nicht den "Kindergurten" die es auch gibt (also z.B. braun/weiss blau/weiss kombiniert)

Ich fragte den Trainer danach dann nach langer Zeit einmal wieder, was er von den Maedels haelt - also sportlerisch.

Und da meinte er dann, die beiden seien gemeingefaehrlich. Auf meiner Verwunderung hin erklaerte er, dass ich damals ja bei Beginn des Trainings von Nummer 1 u.a. meinte, Karate sei wichtig fuer das Maedel, damit sie spaeter im Ernstfall auch mal reagieren kann.

Nummer 1 - so der Trainer - braucht schon jetzt mit 9 Jahren nichts mehr zu fuerchten - ein normaler kraeftiger erwachsener Mann wuerde bei einem Uebergriff auf sie hoechstwahrscheinlich im Krankenhaus landen.

Und Nummer 2 - ebenfalls der Trainer - wuerde sich in der selben Situation so gut wehren koennen, das die allermeisten Angreifer schon nach kurzer Zeit von Ihr lassen wuerden.

Ziel erreicht!

Nicht nur in Bezug auf die Verteidigung sondern auch sportlich und moralisch. Letzteres sehe ich dadurch, dass beide noch nicht ein einziges Mal Karate gegenueber anderen Kindern angewendet haben - noch nicht einmal spielerisch. Mal von den Karateaktionen bei uns im Garten abgesehen, da kann aber jeder zumindest ein wenig Karate. Also ausser Nummer 6 und 7 natuerlich aber die finden das auch spannend.

Ersteres habe ich die letzten Wochen gesehen, als ich wieder mehr Zeit fuer das Laufen hatte und als alter Sack endlich wieder die 10 km unter einer Stunde geschafft hatte. Beide sind jetzt mehrmals mitgelaufen und waehrend ich nach den 10 km ernsthaft nach einen Sauerstoffgeraet suche, schwitzen die beiden noch nicht einmal richtig.

Bin begeistert!

Doch jetzt faengt es fuer Nummer 1 an ernst zu werden. Jetzt wird auf den schwarzen Gurt vorbereitet, den sie spaetestens in einem Jahr halten soll.

Das ist zwar keine absolute Seltenheit bei Kindern mit 10 Jahren, aber doch etwas aussergewoehnliches, wie meine Internetrecherche ergeben hat. Und es wird sehr heftig darueber diskutiert, ob Kinder in diesem Alter schon moralisch ausgereift sind, um damit umgehen zu koennen. Schliesslich koennen Sie andere mit den erlernten Techniken durchaus schwer verletzen, wenn nicht umbringen.

Meine Antwort dazu: eindeutig ja. Mit dem richtigen Trainer, der absolut hoechsten Wert auf geistiges Training und moralische Werte legt, sind Kinder in diesem Alter sehr wohl faehig, das volle Ausmass ihres Sports zu begreifen und dementsprechend richtig zu handeln.

Ich behaupte sogar, dass Karate die geistige Reife foerdert und die Kinder wesentlich verantwortungsvoller macht.

Fuer Nummer 1 bedeutet das jetzt 4x Training die Woche. Unter der Woche 3 mal "normales" Training - normal heisst dann aber, dass sie bei den 15-18 jaehrigen trainiert. Und Samstag gibt es Spezialtraining, das sind zwei 18 jaehrige Jungs und mein 9 jaehriges Maedel, die zusammen mit dem Cheftrainer arbeiten - alle drei wohl starke Kandidaten fuer den Wettbewerbssport.

Jetzt muessen wir demnaechst entscheiden, was wir mit dem Rugby machen. Nummer 1 und 2 - und seit letzter Woche Nummer 3 - spielen Rugby und es macht Nummer 1 viel Spass - zumal sie richtig schnell ist und auch nicht zimperlich (jaja, das Karate).

Aber 6x Sport in der Woche ist heftig, zusaetzlich zum Klavierunterricht 2x die Woche. Da bleibt nicht viel Zeit fuer Freunde - Schule ist hier in England ja Vollzeit (zum Glueck!!!!).

Aber das muss sie entscheiden. Definitiv entschieden hat sie schon, dass sie das Karate maximal betreiben und sogar turniermaessig machen moechte.

Wir werden sehen.

Nummer 2 trainiert jetzt 3x die Woche - das bedeutet mit dem Rugby auch schon 5x Sport die Woche - und sie ist erst sieben... ich weiss nicht so recht - aber Spass macht es ihr eindeutig. Und sie wird wahrscheinlich schon mit acht den braunen Gurt machen und wenn sie genauso begeistert dabei bleibt, hat sie den schwarzen Gurt schon mit neun...

Dem Trainer spreche ich mein groesstes Vertrauen aus - obwohl auf die 60 zugehend (oder vielleicht gerade deswegen?) hat er eine tolle Art mit den Jugendlichen und alle moegen ihn fast schon wie einen zweiten Vater. Und das Samstagstraining macht er umsonst, obwohl ich mich stark dagegen gewehrt hatte.

Falls einer meiner Leser kleine Kinder hat - ueberlegt mal ernsthaft, ob Karate nicht was waere. Ich finde es einen perfekten Sport, insbesondere fuer Kids... Fragen dazu beantworte ich gerne!

Wednesday, July 8, 2015

nur mal ganz kurz.

Nur mal ganz kurz ein Lebenszeichen - sonst denken Sie noch, es gibt mich nicht mehr.

Dabei habe ich so viel zu schreiben.

  • Ueber meinen Totalabsturz an meinem ersten freien Tag seit dem Unfall
  • Ueber meine zwei "gemeingefaehrlichen" Karatekids
  • Ueber unseren neuen Bus
  • Ueber den Grand Prix in Silverstone mit meinem ganzen Rudel
  • Ueber einen nicht losgewordenen Kunden
Aber irgendwie komme ich nicht dazu - obwohl ich jetzt viel mehr Zeit habe, seit Nummer 7 im Kindergarten ist.

Schreib ich halt was banales - ueber den Geburtstag von Nummer 3. Das war letzten Donnerstag - wir haben aber offiziell erst am Samstag gefeiert, wegen Schule und so...

Seinen Gips hat er noch - der ist jetzt Glasfaser und Epoxitharz verstaerkt, nachdem er den Gips zweimal zerbroeselt hat und wir wieder ins Krankenhaus mussten. Nummer 3 beklagt sich aber, dass er nun zu schwer sei. Sein Problem.

6 isser geworden und wir wollten am Samstag zum Grand Prix nach Silverstone. Ich hab da einen grossen Kunden und komme selbst beim Grand Prix "Backstage" - also bei den Rennstaellen rein. 

Wir alle freuen uns schon ne ganze Weile den Arsch ab und sind ganz aufgeregt am Samstagmorgen. Taschen sind gepackt - der Bus ist einsatzbereit. Fruehstueck lassen wir ausfallen, weil ich frueh da sein moechte. Picknick ist eingepackt.

Da meint dann unser lieber Nummer 3, er moechte nicht nach Silverstone, er moechte zu Burger-King.

...

Hier wurden aus Kinderschutzgruenden jegliche Auesserungen des Rudels zensiert.

...

Es gibt bei uns das ungeschriebene Gesetz, dass wir das machen, was das Geburtstagskind moechte.

Und er laessst sich durch das Rudel nicht umstimmen - auch nicht durch rohe Gewalt.

Bin ja selber Schuld, warum denke ich auch, ich koennte das Fruehstueck ausfallen lassen,

Ich Depp.

Also los zur Mall - zu Burger King. Das gibt es bei uns nicht oft - ich koche ja immer selber, mache alles selber, backe mein eigenes Brot und schlachte meine eigenen Huehner.

Aber wir machen das nicht dogmatisch - also geht's eben hin und wieder auf Kinderwunsch auch mal zum Fastfood.

Mit dem Rudel bei Burger King einzufallen, das ist fuer das Personal und die Gaeste eine Herausforderung. Alle reden durcheinander - die Grossen erklaeren den Kleinen was es gibt. Dann bestellt jeder gleichzeitig.

Nummer 4 und 5 bestellen auf deutsch, das bringt Nummer 2 auf die Idee, auf spanisch zu bestellen. Nur gut, dass ich es aufgegeben habe, den Kids Afrikaans beizubringen.

Aber das wird sich aendern - mein Vater - der alte burische Rassist - hat sich angekuendigt und will einen Monat bleiben. Mir graut jetzt schon. Nach 10 Minuten sind wir sowieso total zerstritten. Und der hat noch einen groesseren Dickkopf als ich. Und wenn dann auch noch Schwiegermama auftaucht, dann bricht der dritte Weltkrieg aus.

Ach ja - Bestellung. Nachdem der dritte Kassierer/Kellner/wieheissendiedennbeiBurgerKing? verbraucht ist, haben wir es - aber ich weiss jetzt schon, dass das nie klappt.

Die ersten Kunden lassen Ihr Essen verpacken und fluechten - die Kids versuchen gerade, die festgeschraubten Tische zusammenzuschieben. Nummer 6 ist irgendwo untergegangen und bruellt. Und Nummer 7 gesellt sich lautstarkt dazu.

Verspricht lustig zu werden, der Geburtstag.

Was dann kommt, haben wir nie bestellt, aber es wird trotzdem verteilt. Die Schlacht beginnt und bis auf einen runtergefallenen Burger und eine Sprite quer ueber den Tisch gekippt passiert nicht viel und ploetzlich herrscht mampfende Stille. Nummer 7 hat die Flasche im Mund und das restliche Rudel ist komplett beschmiert mit Ketchup und Mayo.

Das gibt mir Zeit, die Werbegrafiken anzuschauen - bin ja aus der Branche.

Und ich werde nicht enttaeuscht, grossartige Werbekampagnen ueberraschen mich.

So wie das hier:

Ich bin begeistert. Tomaten. Frisch geschnitten. Waehrend des Tages.

Das ist toll. Die schneiden hier die Tomaten selber. Und das den ganzen Tag lang.

Wuerde man nicht erwarten bei Burger King.

Ja, die haben schon tolle Ideen. Ueberlege, ob meine Marketingstrategien nicht etwas zu anspruchsvoll sind. Vielleicht sollte ich doch auch mal etwas "simpler" werden.

Wir sind dann doch noch nach Silverstone gefahren - war ein toller Tag - davon irgendwann mehr...

Thursday, June 25, 2015

furchtbar schlechtes Gewissen!

Am Wochenende hab ich mein Kind verletzt. Also eines aus dem Rudel. Jetzt hab ich natuerlich so ein schlechtes Gewissen, zudem Nummer 3 nun an seinem birthday in ein paar Tagen mit einem Gips rumlauft.

Aber Nummer 3 arbeitet schwer dran, mir das schlechte Gewissen wieder kaputt zu machen.

Denn er ist zuhause, da die Hand angeblich immer noch so weh tut (die alte Mimose) und ich mich hab erweichen lassen.

Aber nur die Woche, der nervt der Kleine. Ihm ist natuerlich langweilig und unterbricht mich gefuehlt ca. alle 5 Minuten. Ich kann keinen klaren Gedanken fassen - deswegen schreib ich hier einfach mal heute.

Sonntag war hier Chaos. Keiner hat so funktioniert, wie er sollte.

Nummer 2 hat die Hausarbeit verweigert und musste seitdem draussen... nee, darueber schreib ich mal separat.

Nummer 7 hat noch mehr gespuckt als sonst.

Nummer 1 hat 3 Freundinnen eingeladen, somit wares es ploetzlich 10 Kinder hier.

Und Nummer 3 hat mich geaergert - am laufenden Band. Er hat 1. April gespielt und mich staendig veraeppelt. So Sachen wie: Papa, Papa, Nummer 6 ist in den Teich gefallen. Ich lass alles stehn und liegen und renne raus. Natuerlich ueberleg ich nicht, dass der Kleine gar nicht an den Teich rankommt, der ist naemlich kindersicher.

Was haben die alle gelacht draussen im Garten. Spaeter nicht mehr, als sie die verbrannten Fischfilets essen mussten. Die waren naemlich gerade auf dem Feuer und schon fast gar...

Was dann der letztendliche Ausloeser war, weiss ich gar nicht mehr vor lauter Schreck. Jedenfalls hab ich Nummer 3 lautstark nach oben verbannt und hinter ihm die Tuer zur Treppe zugeknallt.

Aber der arme Kerl hatte die Finger in der Tuer. Und nun sind Zeige- und Mittelfinger der rechten Hand gebrochen.

Der Bus kommt erst am Samstag und 10 Kinder hab ich beim besten Willen nicht ins Auto bekommen. Mal davon abgesehen, was die mit dem Krankenhaus angestellt haetten.

Also erstmal die Nachbarin angerufen, die kommt in Notfaellen. War aber schon etwas geschockt, als sie mitbekam, dass sie nun fuer ein paar Stunden auf 9 Kinder aufpassen muss.

Inzwischen war die Hand von Nummer 3 schon ganz geschwollen und das ganze Rudel inkl. Freundinnen stand um ihn rum und hat ihn bedauert. Nummer 1 - ganz die Mama - hat schnell geschaltet und Kuehlpads aus dem Freezer geholt. Nummer 2 hatte noch irgendwo einen Schokoriegel von Schwiegermama versteckt und hat den an Nummer 3 geopfert.

So langsam gefiel sich Nummer 3 in der Rolle...

Ab ins Krankenhaus - mir graute schon. Die Wartezeiten in der Notaufnahme koennen schonmal ein paar Stunden sein.

Also hab ich Nummer 3 im Auto instruiert, im Krankenhaus furchtbar zu weinen. Kann er nicht auf Befehl, meinte er. Kannst Du schon, sagte ich, sonst drueck ich Deine Finger.

Er weiss ja, dass ich Spass mache.

Hoffe ich.

Hat dann trotzdem prima geweint in der Notaufnahme und so sind wir in 10 Minuten - in Worten "zehn" - und das in England - drangekommen. Waren zum Glueck einfache Brueche - keine OP oder sonstwas notwendig. Was ein Glueck.

Da hat er einen schicken Gips bekommen und der Arzt hat gleich mit dem Filzstift ein suesses Comic draufgemalt. Wir waren nach 1,5 Stunden schon wieder zuhause.

Und jetzt hab ich seit 4 Tagen einen gelangweilten fast 6-jaehrigen und ein 4 Monate altes Baby zuhause.

Wie ich mich auf naechsten Mittwoch freue: Da kommt der Kleine Nummer 7 in den Kindergarten und ich werde erstmals seit unglaublich langer Zeit (so fuehlt es sich an) wieder einmal fuer ein paar Stunden alleine sein...

Mein schlechtes Gewissen ist schon fast verflogen.

Thursday, June 18, 2015

Ein volles Einkommen fuer den Kindergarten

So - nun habe ich mich entschieden, Nummer 7 ab Juli auch in den Kindergarten zu stecken. Ich komme einfach sonst mit Haushalt und Arbeit nicht mehr hinterher. Und was ich dann mehr arbeiten und somit mehr verdienen kann, sollte eigentlich die zusaetzlichen Kosten decken.

Und die sind hoch hier in England.

Ich zahle pro Kind zwischen 35 und 37 Pfund pro Tag. Und das ist der billigste Kindergarten, den ich gefunden habe. Frueher waren wir in einer grossen Kette, da hatte der Tag 51 Pfund gekostet. Dann sind wir aber in einen kleinen privaten Kindergarten gewechselt - der dazu noch viel besser ist.

Dann habe ich also 4 Kinder im Kindergarten - die 2 Kleinen fuer je 37 Pfund und die 2 Groesseren fuer je 35 Pfund.

Blos gut, dass die 3 Grossen schon in die kostenlose Schule gehen...

Aber zum Glueck gibt es ja ab dem Alter von 3 Jahren 15 Stunden (das sind 1,5 Tage) vom Staat gesponsort. Irgendwann soll das auf 30 Stunden erhoeht werden, bis dahin sind meine aber bestimmt schon alle in der Schule...

Das waeren also bei 5 Tagen die Woche:
- Je 122,50 pro Woche fuer die beiden Grossen
- Je 185,00 pro Woche fuer die beiden Kleinen

Ergibt pro Monat 2706 Pfund - das sind zur Zeit rund 3520 Euro (im teuren Kindergarten waeren das Euro 4960 Euro). Fahrtkosten nicht mitgerechnet. Waehrend Krankheit und Urlaub muss weitergezahlt werden, 365 Tage im Jahr.

Das zahle ich dann ab Juli fuer die Kinderbetreuung.

Dafuer muss Oma aber lange im Keller stricken...

Und wir haben nur noch ein Gehalt - naemlich meines.

Dazu kommt:
- Fuer 5 Kinder der Karateclub nebst Klamotten.
- Fuer 2 Kinder der Rugby Verein nebst Ausruestung.
- Fuer 1 Kind der Fussballverein.
- Fuer 5 Kinder der Musikunterricht bzw. musikalische Frueherziehung.
- Fuer die Schulkinder die Schuluniform und Geld fuer Ausfluege.
- Taschengeld
- Klamotten, Schuhe und Taschen
- Verpflegung
- Sonstige Freizeitaktivitaeten wie Zoo, Kino, Schimmbad

Ich hab das mal gerde ueberschlagen und komme auf rund 5800 Euro, die mich die Kinder momentan pro Monat kosten. Und da ist ja noch nicht mal der grosse Bus drin, den wir demnaechst haben...

Wen wundert es da, dass die Kinderzahlen so dratisch nach unten gehen? Wer kann sich sowas leisten?

Ich kann es gerade so, weil ich neben der Kindererziehung mit meiner kleinen Firma (eigentlich bin ich es nur alleine, hin und wieder der eine oder andere Freelancer dazu) richtig schufte - so ca. 60-75 Stunden pro Woche, wuerde ich denken.

Aber da bleibt rein gar nix am Monatsende uebrig!

Ist es das wert? Ja - jeden einzelnen Cent.

Ist das gesellschaftlich ok? Die Frage muss wohl jeder fuer sich beantworten. Meine Anwort dazu kann man sich bestimmt denken...

Saturday, June 13, 2015

Ein guter Morgen

Ich hab Zeit!!!

Das kommt selten vor, aber heute und morgen ist meine Schwaegerin mit Familie aus Spanien da. Naechste Woche wollen Sie weiter nach Schottland.

Und da haben sie gedacht, sie entlasten mich mal und gehen mit allen Kindern ins Einkaufszentrum...

Ich lach jetzt schon herzlich, wenn ich daran denke. Mit 9 Kindern - meinen 7 und deren 2 - gehen die am Samstagnachmittag shoppen... Die werden ihr blaues Wunder erleben. Mit 2 Autos sind sie gefahren, da unser neuer Bus noch nicht da ist.

Wir haben eine riesige Shopping-Mall nicht allzu weit von uns - ich bin da auch manchmal mit den Kids - aber dann unter der Woche, wenn es schoen leer ist. Am Samstag kann man das echt knicken und die gehen da mit einem ganzen Kindergarten voll hin - 9 Kids, alle unter 10 Jahre alt. Die haben keinen blassen Schimmer, auf was sie sich da eingelassen haben.

Ich hab nur einen Tipp gegeben: Alle 10 Minuten durchzaehlen und auf die Durchsagen im Center achten...

"Der kleine Nummer 4 und der kleine Nummer 5 suchen Ihre Tante und Ihren Onkel und die 5 Geschwister und die 2 Nichten und Neffen" so ungefaehr stelle ich mir das vor. Und das durchgesagt durch einen schlechten Lautsprecher von einem wahrscheinlich indischem Angestellten - auch noch auf Englisch...

Aber sei's drum, das gibt mir ein wenig Zeit zu schreiben.

Gestern war ein guter Morgen. Schlechte gibt es auch, aber die guten Morgen ueberwiegen eindeutig. Gestern war sogar ein sehr guter Morgen.

Und das geht so:

Nummer 7 wacht um 5:45 auf. Er schlaeft bei mir im Bett. Er kraeht nicht mal, da ich schlauerweise seine Milch schon abends vorbereite und nur noch aus der Termoskanne das Wasser eingiessen muss. Von der Zeit her ist 5:45 ok, ich habe 3 Stunden und 45 Minuten geschlafen. Das ist guter Durchschnitt. Arbeiten bis 2 Uhr morgens ist seit ein paar Monaten leider die Regel geworden.

Da liegt er also in meinem Arm und zieht seine Flasche runter - in einem Rutsch.

5:55 liegt er zufrieden neben mir und doest noch ein wenig. Ich kann ungestoert auf Toilette.

Natuerlich kraeht er dann doch, weil ich weg bin und so wachen Nummer 5 und 6 auf, die beide bei mir im Zimmer schlafen. Nummer 6 kommt gleich zu mir ins Bett und Nummer 5 rennt - nicht zu bremsen - in die anderen Zimmer und weckt Nummer 1 bis 4. Den Anschiss von Nummer 1 kann ich laut und deutlich bis in mein Zimmer hoeren...

Nummer 5, 4 und 3 kommen ebenfalls zu mir ins Bett. 1 und 2 brauchen immer 5 Minuten laenger, sind aber auch bald da. Jetzt hab ich sieben Kinder in meinem Doppelbett und jedes einzelne moechte Papa am liebsten fuer sich ganz alleine haben.

Also bekommen alle erstmal ganz viel Kuschel, wobei ich immer aufpassen muss, dass Nummer sieben nicht irgendwo begraben wird.

Die kleine Nummer 6 kann sich mit 1 1/2 Jahren (nee, sind schon 20 Monate) schon richtig gut durchsetzen.

Jetzt geht das Toben los. Alle auf Papa! Immer auf die Alten! Vor ein paar Wochen ist dabei der eine Lattenrost durchgekracht - jetzt haben beide Kohlefaserverstaerkung.

Nummer 5 faellt aus dem Bett und schreit. Einer schreit immer bei 7 Kindern. Ist es aber nicht extrem schrill, so ist keine Aktion notwendig. Ich weiss wie ein Kind schreit, wenn der Arm gebrochen ist. Haben wir schon mehrfach durch. Nummer 5 schreit sehr moderat, also ignorieren. Es wird noch eine Weile getobt, bis ein schrfer Geruch durchs Bett zieht. Nummer 7 hat die Windel voll.

Hilft also nix - aufstehen und Windel wechseln. Nummer 1 und 2 koennen das zwar auch schon, aber Nummer 7 ist mir noch zu klein dafuer, also mach ich es selber.

Nummer 1 zieht Nummer 6 an. Und Nummer 2 hilft Nummer 5. Bei uns sind zum Glueck alle so erzogen, dass sie moeglichst selbstaendig sind und so kann sich Nummer 5 schon fast komplett alleine anziehen. Und Nummer 6 ist seit 4 Monaten windelfrei und das geht auch nachts meistens gut.

Die Kleine von meiner Schwaegerin hat noch mit 3 den ganzen Tag eine Windel an und der grosse mit fast 5 nachts noch. Da wuerde ich verrueckt werden. Deswegen war Nummer 6 windelfrei bevor Nummer 7 kam.

Nummer 3 und 4 streiten um die Klamotten. Wem was gehoert, weiss ich nicht, will ich auch nicht wissen. Ich kaufe immer einen Pool Klamotten in allen moeglichen Groessen und die Kids muessen selber rausfinden, was wem passt.

6:30 Uhr. Wir sind alle unten und pruegeln uns ums Badezimmer. Das ist der einzige Nachteil an unserem Cottage, wir haben nur ein Bad. Das ist zwar recht gross und hat 2 Waschbecken, eine Dusche und eine Badewanne. Aber nur eine Toilette. Bevor die beiden grossen Maedels in die Pupertaet kommen, muss ich da was tun. Hab ich aber hoffentlich noch mindestens 2 Jahre Zeit...

Ich hab aufgegeben und mache mich ans Fruehstueck. Heute ist "Full English Breakfast" angesagt. Das ist bei uns: Baked Beans, Wuerstchen, Speck, Hash Browns, Pilze, Eier und Brot. Tomaten und Black Pudding lassen wir weg.

Dazu muss man wissen, dass ich fast alles selber mache. Inklusive der Wuerstchen und der Baked Beans - Brot sowieso. Aber darueber schreibe ich lieber mal in einem anderen Post. Ist aber natuerlich alles in ausreichenden Mengen vorabproduziert.

Heute gibt es Ruehreier - die macht Nummer 1 perfekt. Wir machen die Ruehreier uebrigens in der Paella-Pfanne. Das macht sich bei 15 Eiern besser. Wir machen keine halben Sachen... Die Eier sind natuerlich von unseren eigenen Huehnern.

Heute gibt es Thymian in die Eier hat Nummer 1 entschieden - das schmeckt richtig lecker. Den holt sie gerade aus dem Garten.

Nummer 2 bringt die Sachen aus Fridge und Freezer und ich koche und brate den Rest. Inzwischen trudeln alle aus dem Bad ein - klar, es riecht ja auch richtig geil. Nummer 3 entscheidet gerade, dass er doch lieber Muesli isst und bekommt einen kraeftigen Anschiss, da Nummer 4 ja immer genau das macht, was Nummer 3 macht und wir somit viel zu viel Ruehrei haben...

7:00 Uhr. Alle sitzen und mampfen und ich kann mir endlich meinen Tee machen.

Ich sitze.

Das sieht Nummer 7 und kraeht. Er moechte auf Papas Arm. Nummer 6 kann das so nicht einfach hinnehmen und moechte auch auf den Arm. Und Nummer 5 natuerlich auch.

Ich sitze. Mit einem 4 Monate alten Baby, einem Kleinkind und einem etwas groesseren Kleinkind auf dem Schoss. Waere ja auch zu schoen gewesen. Zum Glueck sind die beiden groesseren aber immer noch hungrig und ziehen wieder ab. Nummer 1 ist genervt, weil sie ja Nummer 6 immer aus dem Kindersitz raus- und wieder reinheben muss.

Und klar faellt dabei der Teller von Nummer 6 runter und die Kleine kraeht.

Aber das ist es auch schon mit den Katastrophen heute und ab 7:30 raeumen die grossen die Spuelmaschine und den Kuehlschrank ein und ich wechsle die Windel von Nummer 7. Zweimal Kacken am morgen ist fies und auch noch gleich nach dem Essen...

Jetzt wird gesungen. Ohne Singen geht das hier nicht morgens, das lieben sie alle. Als Hilfe dafuer muss Youtube ranhalten, da gibt es eine Menge richtig schoen gemachte Kinderlieder-Comics mit Text zum mitsingen drunter.

So tummeln sich also sieben Kinder auf und neben mir auf der Bank um das kleine iPhone und wir singen alle - natuerlich ausser Nummer 6 und 7. Nummer 6 schaut aber fasziniert zu und Nummer 7 scheint auch gluecklich zu sein dabei.

7:50. Chaos. Alle ziehen sich an oder werden angezogen fuer Schule und Kindergarten.

Sachen ueberpruefen: Schultaschen werden vor meinen Augen eingeraeumt - anders geht es nicht. Kindergartentaschen habe ich gestern Abend schon gepackt.

Alle reinverfrachten ins Auto - leider haben wir einen Sitz zu wenig mit unserem 7 Sitzer und so muss meistens Nummer 4 in den Fussraum des Beifahrersitzes. Aber in 2 Wochen ist der neue Bus da - das wird ein Komfort. Die Grossen schnallen die Kleinen an und ich verfrachte alle Taschen in den Kofferraum.

Ab geht's in den Kindergarten. Nummer 4-6 sind dort. Bald muss auch Nummer 7 in den Kindergarten, sonst komm ich irgendwann mit der Zeit nicht mehr hinterher. Ich weiss aber ehrlich gesagt nicht, wie ich das finanzieren soll. Also bleibt er noch ein Weilchen bei mir und "versuesst" mir den Tag. Zum Thema Kinderbetreuung in England und Finanzen schreibe ich bestimmt demnaechst auch mal einen Post...

Dann weiter zur Schule. Zum Glueck liegt das alles relativ nahe und kostet mich nur eine halbe Stunde.

Auf der Rueckfahrt schlaeft Nummer 7 ein - ich hab richtig Glueck, eventuell schlaeft er 2 Stunden, in denen ich die erstem Mails machen kann und etwas Haushalt.

Ein guter Morgen - ein richtig guter sogar!

Tuesday, June 9, 2015

Die spinnen, die Briten!

Damals war ich im Schueleraustausch in Frankreich. Dann 1-2 x im Schullandheim.

Zum Abi eine Studienreise in die Ostzone Deutsche Demokratische Republik und ansonsten mal in den Zoo, mal ins Museum.

Das war's mit Schulausfluegen damals.

Hier in England macht jetzt die Horsforth School in Leeds einen Schulausflug nach Barbados.

Ja, genau. Barbados in der Karibik. Nicht Barbados im tropischen Schwimmbad um die Ecke.

1650 Pfund sollen die Eltern pro Kind dafuer berappen.

Ich atme auf - meine Kids sind zum Glueck noch nicht in dem Alter - der Ausflug gilt fuer die Klassen 8, 9, 10.

Waere das dumm gelaufen, haette ich 3 Kinder, die in diese Klassenstufen fallen wuerden.

Umgerechnet in Euro waeren das dann insgesamt rund 6435 Euro. Ohne Taschengeld.

Offizielle Reise der Schule, offiziell bei den Eltern angefragt. Anzahlung 975 Euro fuer drei Kids.

Was sagt die Schule dazu? "The cost of the Barbados trip is high but is balanced by a much larger number of more affordable events, from residential exchanges and study visits to single day trips and school-based events."

Prima - dann bin ich ja beruhigt. Weil alle anderen Events ja so schoen billig sind, kann ich mir diese Reise fuer meine Kids locker leisten. Ich muss das Konzept mal in meine Familienfinanzplanung einbauen. So hatte ich das bisher noch nie gesehen.

Mal sehen, ob das funktioniert, das wuerde ganz neue Prespektiven eroeffnen...

Klar ist die Reise freiwillig. Aber wie viele Eltern dort zu recht sagen, spaltet das die Klasse in reiche und arme Kids. Kids, deren Eltern grosszuegig sind auf der einen Seite und Kids, deren Eltern geizig sind auf der anderen Seite.

Ich bin mir zwar sicher, dass ich meine Kids so erzogen habe, dass sie mit grossem Verstaendnis auf die Reise verzichten wuerden. Aber wenn dann die braungebrannten Klassenkameraden zurueckkommen, die Fotos zeigen und von Barbados schwelgen oder die Statusmeldungen auf Facebook eintrudeln - bleibt dann fuer die anderen Kinder nicht eine Enttauschung zurueck? Bei den 13-16 Jaehrigen, die gerade vom Erwachsenensein und von der grossen weiten Welt trauemen?

Die spinnen, die Briten!

Thursday, June 4, 2015

Nachruf

Nein, wir werden nicht um Dich trauern!

Wir werden lachend froehlich Deinen Traum leben, Dich stehts bei uns im Herzen tragen.

Aber fangen wir von vorne an.

Vor rund 11 Jahren lief ich durch eine enge Seitenstrasse im Londoner Soho als mich etwas traf. Und zwar traf mich ein Teil eines einstuerzenden Balkons aus dem ersten Stock ueber mir.

Ich hab geblutet wie ein Schwein.

Und ich hab geflucht wie ein Seeraeuber - aber offenbar auf deutsch. Und wie ich so da in der Gosse sass und in die Menge um mich herum schaute, da kamst Du, Dich durchzwaengend durch die Menge zu mir und hast mir irgendwas auf die Platzwunde am Kopf gedrueckt.

Und Du hast mir auf deutsch gesagt, ich soll doch endlich mal mit der bloeden Flucherrei aufhoeren.

Das und noch viel mehr die groessten und schoensten und braunsten Augen, die mich je aus 30cm Entfernung angeschaut haben, haben mir offenbar die Sprache verschlagen.

Solange zumindest, bis Du festgestellt hattest, dass nicht nur mein Kopf ramponiert war, sondern auch mein rechter Arm in einer ganz unnatuerlichen Stellung verdreht war. "Tut das gar nicht weh?" meintest Du, als Du auf den Arm gezeigt hast. Und dann tat es weh, erbaermlich sogar.

Mein Glueck, dass Du Aerztin warst. Gerade erst fertig mit dem Studium zwar, aber schon damals verdammt gut. Du warst zwar nur rein zufaellig vor Ort, hast mich aber fantastisch erstversorgt und dem Team im Rettungswagen eine perfekte Uebergabe gemacht, was wiederum im Krankenhaus alles einfacher gemacht hat.

Und dann warst Du weg und ich bekam Panik. Denn ich wusste damals schon, dass mein Leben niemals mehr das gleiche sein wuerde.

Liebe auf den ersten Blick? Daran hab ich nie geglaubt. Klar habe ich auch damals schon geliebt gehabt, mit 39. Ich war gluecklich und ungluecklich verliebt. Bis ich damals in London in der Gosse, mittelschwer verletzt, ploetzlich die Liebe auf den ersten Blick kennenlernen durfte.

Und dann warst Du weg. Und ich war verzweifelt.

Beim Aufwachen nach der OP war mein erster Gedanke bei Dir - ich wusste nicht einmal Deinen Namen und mir war recht schnell klar, dass ich Dich nie mehr wiedersehen wuerde.

Bis Du dann da auf dem Stuhl gesessen hast, als ich in mein Zimmer geschoben wurde. Du und ein riessiger Strauss Blumen.

Spaeter habe ich Dich einmal gefragt, warum Du ins Krankenhaus gekommen warst. Und Du hast lapidar gesagt: "Na, ich hab Deinen Blick gesehen und wusste, dass ich Dich so schnell nicht wieder loswerden wuerde...

Und irgendwie waren wir ab da zusammen. Zwei Monate spaeter habe ich meine Sachen in Durban und Du Deine Sachen in Sevilla zusammengepackt und wir sind in London in eine suesse kleine Zweizimmerwohnung gezogen.

Du warst damals bei dem Unfall in London gerade als Touri unterwegs. Dein Studium seit einigen Monaten fertig, das erste Geld als Unfallchirurgin verdient und eine Freundin auf ein langes Wochenende in London besucht. Du bist Spanierin, mit einem deutschen Vater und hattest in Sevilla gelebt.

Ich war beruflich in London. Ich lebte in Durban in Suedafrika, wo ich geboren bin und die ersten 5 Jahre meines Lebens gelebt hatte. Und nach einer langen Scheidungsschlacht habe ich Deutschland den Ruecken gekehrt und bin ein Jahre vorher, nach dem Tod meiner deutschen Mutter, zu meinem suedafrikanischen (oder besser gesagt burischen) Vater gezogen.

Was Du an mir fandest, habe ich mich immer gefragt. Nicht dass ich kein Selbstbewusstsein hatte oder habe. Ich fand mich immer als recht gutaussehend und intelligent unterhaltsam bin ich auch, wie man mir bescheinigte.

Aber Du warst damals 15 Jahre juenger als ich und ein Traum von einer Frau. Bildhuebsch - ja sogar modelmaessig schoen. Dazu super intelligent und extrem selbstbewusst. Du haettest jeden kriegen koennen. Und dann hat ein Blick in der Gosse gereicht, um die naechsten 11 Jahre mit mir zu verbringen. Versteh einer die Frauen.

Du hast gesagt, dass ich Dich auf Haenden trage und dass ich mit Dir Deinen Traum aufbaue. Aber das wusstest Du doch damals alles gar nicht...

Dein Traum war eine Grossfamilie. Und so war es nicht lange hin, bis Du schwanger wurdest - und schwanger bliebst, fast durchgehend fuer 10 Jahre... 7 Kinder in weniger als 10 Jahren!

Und trotzdem hast Du Karriere gemacht in London. Ich hab Dir den Ruecken freigehalten und zu einen guten Teil die Kinder versorgt. Meine kleine Firma hat uns das zum Glueck ermoeglicht.

Als Nummer 1 kam, war unsere Welt perfekt. Du konntest das Glueck gar nicht fassen. Als Nummer 2 kam, sind wir aufs Land gezogen und als Nummer 3 da war, da meinten unsere Freunde, ob wir nicht ein wenig uebertreiben.

Aber da wir beide extrem Spass im Bett hatten und dazu natuerlich Dein Traum zu erfuellen war, gaben wir noch mehr Gas. Keiner von uns beiden hatte eine Ahnung, wie lange das so noch weitergehen sollte. Aber Deiner Gesundheit hatten die Schwangerschaften nicht geschadet und wir konnten es beide jedesmal kaum erwarten, bis wir "es" wieder tun konnten.

Weihnachten 2014. Du bist schwanger mit Nummer 7, Termin ist Ende Maerz.

Wir machen nach deutscher Tradition schon am Heiligabend Bescherung und Gaense-Essen. Deine Mutter war da.

Das Leben war perfekt.

Bis...

Bis Du dann 2 Tage spaeter einkaufen gefahren bist. "Ich fahr mal alleine los", sagtest Du und gabst allen einen Kuss - Du bist nie aus dem Haus gegangen, ohne jedem einzelnen einen zaertliche Kuss zu geben.

"Mach keinen Mist mit den Kids" waren die letzten Worte, die ich jemals von Dir gehoert haben sollte.

Es war schon dunkel draussen und Du wolltest gerade ins Auto steigen. Da hat Dich jemand mit ueberhoehter Geschwindigkeit erfasst und Dich 15 Meter weiter geschleudert. Der oder die Fahrerin fuhr einfach weiter und wurde nie gefasst.

Deine Mutter blieb bei den Kindern, ich bin ins Krankenhaus gefahren. Wie durch ein Wunder warst Du noch am Leben und Nummer 7 in Deinem Bauch auch.

Aber Du hattest schwerste Kopfverletzungen und nach 15 Stunden OP hat man Dich fuer Hirntod erklaert. Nummer 7 war aber anscheinend wohlauf.

So hat man Dich bis zum 21. Feburar am Leben gehalten, an Maschinen angeschlossen. Nummer 7 wurde am 20 Februar per Kaiserschnitt - Dein erster - geholt. Wir haben aber entschieden, erst am darauffolgenden Tag die Maschinen abzustellen. Wir wollten nicht, dass Dein Todestag auf den Geburtstag von Nummer 7 faellt.

Deine Mutter, Nummer 1 und 2 und natuerlich ich waren dabei, als Du gestorben bist.

Du warst die wunderbarste Frau, die wunderbarste Mutter, die wunderbarste Tochter und Schwester. Ich danke Dir von ganzem Herzen fuer 11 fantastische Jahre und fuer 7 tolle Kinder.

Warum durftest Du Deinen Traum nicht fertig leben?

Wir trauern nicht um Dich.

Wir leben lachend froehlich Deinen Traum, Dich stehts bei uns im Herzen tragen.

Windpocken

Mein neues Hobby: Windpocken eincremen..

Letzten Samstag kam der kleine Nummer 5 mit ein paar roten Pusteln an und meinte, es juckt. Ich hab mir noch nichts dabei gedacht.

Am nachsten Morgen war es dann klar: Windpocken.

In D sind die ja inzwischen auf der Impfliste, hier jedoch in England ist das anders, man feiert hier sogar manchmal chicken pox parties, damit alle sie bekommen.

Nummer 5, Nummer 1 und Nummer 2 hatten sie und ich war angeschmiert. Nummer 5 hatte recht hohes Fieber (39,0 - seit wann bekommt man bei Windpocken so hohes Fieber?) und somit konnten wir es vergessen, irgendwas draussen zu unternehmen.

Schnell mal nachgelesen im Forum fuer "desperate mothers" und so erfuhr ich, dass die anderen Geschwister mit 99,9%iger Wahrscheinlichkeit spaetestens in 2-3 Wochen ebenfalls Windpocken haben werden...

Weit gefehlt. Nummer 3, 4, 6 und 7 haben die Windpocken innerhalb der naechsten 24 Stunden bekommen. Wie das so alles infektionstechnisch mit Inkubationszeit etc. funktionieren soll, kann ich mir nicht vorstellen. Irgendwie muessen ALLE vor 2-3 Wochen einer massiven Virenflut ausgesetzt gewesen sein. Ich kann mich nicht erinnern.

Alles halb so schlimm, dachte ich mir. In meiner Kindheit hatte ich die auch und das war nicht wild. Nur eine hab ich im Gesicht aufgekratzt und das gab eine niedliche kleine Narbe.

Wieder weit gefehlt. Am 3. Tag hatten alle so dermassen starke Windpocken, dass ich ueberlegt habe, ob ich das fuer irgendwelche Magazine fotografieren soll und eine irre Menge Geld damit verdiene.

Hab's dann gelassen...

Keine Zeit...

Denn die Dinger muessen wie irre gejuckt habe, so wie die sich alle angestellt haben. Ich hab also einen grossen Topf Salbe besorgt und dann angefangen, bei allen sieben die Windpocken einzucremen. Am Schlimmsten war es bei Nummer 6. Die hat mit ihren etwas mehr als 1 1/2 Jahren noch nicht wirklich verstanden, warum sie nicht kratzen soll, wenn's doch so furchtbar juckt.
Also Winterhandschuhe rausgekramt und angezogen. Das hat sie noch viel weniger verstanden und das oft und laut zum Ausdruck gebracht.

Und Nummer 7 mit seinen 3 Monaten hat nun ueberhaupt nicht verstanden, warum es juckt. Und das hat er noch lauter und noch oefter zum Ausdruck gebracht.

Nummer 1, die sonst wirklich gut mit Nummer 7 kann, hat sich ob des eigenen Leids zurueckgezogen und war ueberhaupt keine Hilfe mehr. Ausser beim Zaehlen der eigenen Windpocken, da kam sie nach eigenen Angaben (ohne die Windpocken am Ruecken zu zaehlen) auf 166 Pocken am Tag 1, auf 223 Pocken am Tag 2 und auf 267 Pocken am Tag 3. Dann hat sie aufgehoert zu zaehlen.

"Der grosse Topf Creme reicht ewig", meinte die Apothekerin.

Wiederum weit gefehlt - insbesondere deshalb, da Nummer 5 kraeftig beim eincremen geholfen hat - warum er allerdings immer mich eingecremt hat, obwohl ich doch der einzige ohne Windpocken in der Familie war, hab ich nicht verstanden.

Und mir hat auch die Kraft gefehlt, zu fragen.

Die 5 Tage bis einschliesslich vorgestern habe ich nur ungefaehr 1-2 Stunden am Tag geschlafen. Es war die Hoelle. Nicht nur waren Nummer 4, 5, 6 und 7 nachts JEDER mindestens eine Stunde wach und musste getroestet werden. Nein, auch mein grosses Designprojekt fuer einen EXTREM wichtigen Kunden ging am Montag los und ich musste am WE noch das Konzept fertig machen.
Dienstag bin ich uebrigens waehrend eines Telefonats mit dem Projektleiter mitten im Gespraech eingeschlafen.

Er rief mich spaeter nochmal an und berichtete, mitten im Satz sei es ploetzlich still geworden und einige Sekunden spaeter haette er nur noch leute Schnarchgeraeusche vernommen. DAS Gesicht von dem haette ich ja liebend gerne gesehen. Aber einerseits hatten wir bei dem Gespraech (zum Glueck) keine Videoschaltung an - und andererseits habe ich ja sowieso geschlafen...

Die Englaender sind sehr kinderlieb, deswegen hatte mein Kunde auch grosses Verstaendnis und meinte, ich solle mich ein wenig schonen. "Aber die Deadline steht..." meinte der Projektleiter dann noch "und wir hinken schon jetzt ein wenig dem Zeitplan hinterher" beendete er das verstaendnisvolle Gespraech.

Was dann bedeutete, dass ich seit Dienstagnachmittag einen zweiten Grafiker am Projekt sitzen habe, was meine Wertschoepfung nun drastisch von 100% auf 50% senkt.

Das hilft, mit 7 Kindern und nur einem Einkommen seit drei Monaten...

Aber ab gestern ging es bergauf - ich konnte diese Nacht sogar mal wieder meine vollen 4 Stunden schlafen. Nummer 6 braucht keine Handschuhe mehr und Nummer 1 kuemmert sich wieder um Nummer 7.

Nummer 1 bis 3 habe ich heute in die Schule verfrachten (es gibt hier zum Glueck ein offizielles Statement, dass die Kids wieder in Kindergarten und Schule duerfen, sobald keine neuen Windpocken mehr dazukommen und die alten verschorft sind) und Nummer 4-6 in den Kindergarten.

Ich arbeite heute mal nur abends und dachte mir, wenn ich schon einen Blog angefangen habe, dann sollte ich doch hin und wieder auch mal was posten...

Und gleich lege ich mich in den Garten und lasse mir die Sonne auf den Pelz scheinen. Das hab ich mir verdient.

Aber erst kriegt Nummer 7 natuerlich was zu essen und wahrscheinlich eine neue Nappy. Dann noch schnell die angesetzten Brote in die Bannetons setzen, Spuelmaschine und Waschmaschine einrauemen, die gerade fertige Waesche im Garten aufhaengen und noch die Milch unterm Kuechenregal aufwischen, die Nummer 4 heute morgen da freundlicherweise hingekippt hat.
Ach ja, Bett von Nummer 6 neu beziehen, die hatte heute Nacht noch Probleme mit ohne Windel - und natuerlich noch die Huehner sauber machen, die seit Ausbruch der Windpocken-Epedemie auf den Genuss eines sauberen Stalls verzichten mussten.

Aber dann, dann leg ich mich GANZ BESTIMMT in den Garten!